Am Sonntag, den 18.12.2016, hat Nick Netzler einen besonderen Vogel auf der Elbe vor dem Hamburger Fischmarkt gesehen und konnte ihn sogar fotografieren. Es handelt sich um einen "Großen Sturmtaucher" (Puffinus gravis), der wegen seiner Zeichnung gelegentlich auch als Kappensturmtaucher bezeichnet wird und an den europäischen Küsten des Süd- und Westatlantiks ein regelmäßiger, wenn auch insgesamt seltener Gastvogel ist. In Mitteleuropa ist diese Art dagegen ein ausgesprochen seltener Ausnahmegast. Bei ornitho.de wird diese Art bisher gar nicht geführt.

Ein paar der Fotos vom Großen Sturmtaucher wurden bereits am Montag beim Vortragsabend im Biozentrum gezeigt. Diese können Sie nun auch in unserer Fotogalerie betrachten. Klicken Sie einfach auf das Foto vom Sturmtaucher.

Unter Federführung des Förderverein Tierartenschutz in Norddeutschland e.V. wurde in den letzten Jahren eine Literaturdatenbank erstellt, die derzeit bereits über 1.300 Einträge enthält. Aufgenommen wurden Arbeiten mit Bezug zur Vogelwelt im Hamburger Berichtsgebiet, um Art-, Gebiets- und Jahresberichtsbearbeitern die Möglichkeit zu geben, schnell auf die relevanten Literaturstellen zurückgreifen zu können. Bislang sind die wichtigsten lokalen avifaunistischen Zeitschriften bearbeitet worden, weitere Zeitschriften werden demnächst eingearbeitet, ebenso wie neu erschienene Titel. Die Liste kann mit Stand vom Januar 2015 heruntergeladen werden.

Die Erstellung der Datenbank wurde durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE), die Hugin-Munin-Stiftung und den Bußgeldfonds der Freien und Hansestadt Hamburg finanziell bezuschusst.

literadbDownload als PDF

Die Brutvogelkartierung in der Wedeler Marsch wird seit Ende der 1970er Jahre durchgeführt. Das untersuchte Gebiet hat eine Größe von fast 1.000 ha und ist unterteilt in drei Probeflächen (PF): PF KESt (Kleientnahmestelle), PF Idenburg und PF Restmarsch. Das Gebiet hat insbesondere für einige Wiesenvögel immer noch eine hohe Bedeutung im Hamburger Raum.

 

WedelerMarsch Brutvgel Restmarsch 2009 wedelermarsch brutvoegel restmarsch 2010 wedelermarsch brutvoegel restmarsch 2011
 Bericht Brutvogelkartierung Wedeler Marsch
Probefläche Restmarsch 2009
 Bericht Brutvogelkartierung Wedeler Marsch
 Probefläche Restmarsch 2010
 Bericht Brutvogelkartierung Wedeler Marsch
Probefläche Restmarsch 2011

mit 3Die Bestände der winterlichen Möwen, vor allem von Lach-, Sturm-, Silber und Mantelmöwe sind schon lange im Focus der Hamburger Beobachter. Einzelheiten wurden 1996 in Band 3 der Avifauna, Die Vogelwelt von Hamburg und Umgebung, beschrieben. Doch die Veränderungen in den winterlichen Beständen sind enorm. Einerseits liegt das an den schwindenden Beständen im Einzugsbereich der in Hamburg überwinternden Möwen. Andererseits liegt auch an den immer weniger gewordenen offenen Mülldeponien. Auch die Abgabe ungeklärter Haushalts-Abwässer in die Elbe ist seit den 80er Jahren fast total eingestellt worden. Die Bestände der in Hamburg brütenden Möwen, vor allem Sturmmöwen, sind enorm angestiegen. Diese Möwen überwintern nach den uns vorliegenden Ablesungen von beringten Möwen nicht bei uns.

Das Problem unserer Zählungen ist stets die Tide. Der Hauptsammelplatz neben der Außenalster ist das Mühlenberger Loch. Hier rasten die Möwen vor allem bei Niedrigwasser auf den dann frei fallenden Sandbänken und den Stacks. Aber auch im Hafen gibt es verschiedene Sammelplätze, die aber im Laufe der Jahre wechseln können. Das liegt z.T. an den Möwen, wie das schon GRUNER früher feststellte. Es liegt aber auch an den zunehmenden Aktivitäten um die Container-Schifffahrt.

1986 bis 1991 wurde im Januar gezählt. Von 1996 bis 2003 haben wir 4mal je Winter gezählt. Seit 2004 zählen wir nur noch im Januar eines jeden Jahres zum günstigsten Zeitpunkt: Niedrigwasser am Pegel St. Pauli gegen Sonnenuntergang.

Der DDA – Dachverband Deutscher Avifaunisten – hat seit 2004 die Zählungen der winterlichen Schlafplätze in Deutschland bundesweit organisiert. Mehr dazu auf der Webseite des DDA .


Rundschreiben des DDA mit Ergebnissen als PDF zum Download

Zählsaison 2008/09

Zählsaison 2007/08 

Zählsaison 2006/07

 

Ergebnisse der Hamburger Zählungen als PDF

Möwenzählung Hamburg 2015

Möwenzählung Hamburg 2014

Möwenzählung Hamburg 2011

Möwenzählung Hamburg 2009

Möwenzählung Hamburg 2008

Die Zählung auf Fehmarn im Rahmen der Internationalen Wasservogelzählung (IWZ) hat inzwischen eine langjährige Tradition. So werden seit 1972 jedes Jahr im Januar die Vögel an den Küsten und Gewässern der Ostseeinsel Fehmarn von Ornithologen des „Arbeitskreises an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg“ (AKVSW) und des „Naturschutzbundes Deutschland e.V., Landesverband Hamburg“ (NABU) erfasst.

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Foto: Axel Dien

In den 1970er Jahren wurden die Zählungen zum größten Teil von wenigen Personen durchgeführt (v.a. Jürgen Dien mit Unterstützung anderer Ornithologen, u.a. Rolf K. Berndt, Ommo Hüppop, Volker Dinse). Seit 1982 wird die Mittwinterzählung in größerem Maßstab mit 30 bis 40 Personen durchgeführt. Das Wasservogelreservat Wallnau des NABU diente in den ersten Jahren als Unterkunft und Stützpunkt für die Zähler. Inzwischen sind die Zähler in mehreren Pensionen v.a. in Petersdorf untergebracht.

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Foto: Axel Dien

Anfangs wurden überwiegend nur die Wasservögel, seit 1982 werden alle Vögel erfasst. Außerdem werden bestimmte Arten auch nahezu flächendeckend auf der gesamten Insel erfasst (v.a. Gänse und Schwäne). Es werden an einem Wochenende (Sonnabend und Sonntag) sämtliche Gewässer und küstennahen Flächen gezählt. Die Küste und küstennahen Gewässer der Insel sind dafür in 24 Zählstrecken aufgeteilt, das Meer wird seewärts soweit erfasst, wie es die Sicht zulässt (meist 4 bis 8 km).

Organisiert wurde die Zählung bis vor wenigen Jahren von Karl-Heinz Bruster und Jürgen Dien. Derzeit organisieren Axel Dien und Jens Hartmann die Unterbringung der Zähler, die Besetzung der Zählstrecken, die Aufbereitung der Daten und Auswertung der Zählungen.
Die Ergebnisse und Daten der Mittwinterzählung fließen mit den nationalen und internationalen Daten zusammen. Sie bilden eine wichtige Grundlage für die Abschätzung von Beständen und Bestandsveränderungen und ermöglichen die Darstellung von Veränderungen der Überwinterungsareale.

 
Für weitere Informationen steht Jens Hartmann zur Verfügung. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Rundschreiben und Ergebnisse  zum Download:

 

Die Gänsesynchronzählung in Hamburg und den Pinneberger Elbmarschen

Die Gänsesynchronzählung in Hamburg und den Pinneberger Elbmarschen wird seit 1996/1997 alljährlich durchgeführt, um die Winterrastbestände möglichst vollständig zu erfassen. Die Zählperiode umfasst die Monate September bis April des nächsten Jahres.

Diese Synchronzählungen finden an den Terminen der Internationalen Wasservogelzählung statt, und zwar immer an den Sonntagvormittagen. Dadurch wird eine Doppelzählung weitgehend vermieden, denn die Gänse sind sehr mobil und wechseln zwischen den Gebieten hin und her. Die Gebiete, die bei diesen Zählungen berücksichtigt werden, sind in Schleswig-Holstein die Wedeler- und Haseldorfer Marsch und die Seestermüher Eschschallen sowie auf Hamburger Gebiet die Finkenwerder Westerweiden.
 
Trends

Während die Bestände von Grau- und Weißwangengans im Laufe der letzten elf Winter ansteigende Tendenz zeigen, blieben die Vorkommen der Blässgans in etwa stabil (Abb. 1). Von Saat- und Kanadagänsen liegen nur geringe Zahlen aus den Gebieten vor.

Die Nilgans trat erstmalig im Jahre 1997 auf und verzeichnet seitdem - entsprechend dem europäischen Trend - einen ständigen Anstieg des Bestandes. Die bisherige Höchstzahl von 22 Vögeln wurde im April 2007 in der Haseldorfer Marsch festgestellt (Abb. 2).

 

Die Rastbestände der Weißwangengans sind ebenfalls über Jahre durch Zunahmen gekennzeichnet und wuchsen in der Zählperiode 2006/2007 besonders stark, was mit dem milden Winter zusammenhängen kann (Abb. 3). Insgesamt profitieren fast alle Gänsearten von verbesserten Ernährungsbedingungen im extensiven Grünland und auf Ackerflächen mit nährstoffreichem Raps bzw. Wintergetreide. So haben die Winterrastbestände der Weißwangengans in Deutschland und Holland von 360.000 Ind. im Jahre 2002 auf nunmehr 420.000 Vögel zugenommen (Wetlands International 2007: Waterbird Population Estimates). Begünstigt wird diese Entwicklung sicher auch durch die Tatsache, dass sich das Brutgebiet der Weißwangengänse von den arktischen Gebieten Russlands und Skandinaviens nach Südschweden, Deutschland (190 Bp) und Holland (6000 Bp) ausgedehnt hat.

Phänologie

Die Graugans ist bereits zu Beginn der Zählperiode im September zahlenstark vertreten und erreicht ihr Bestandsmaximum im November. Die Bläßgänse erreichen den Hamburger Raum später mit einem ebenfalls moderaten Anstieg. Das Maximum liegt bei ihnen im Januar

 

Bei den Weißwangengänsen beginnt der Einflug im Oktober und zeigt einen starken Anstieg im November. Das Maximum für diese Art liegt ebenfalls im November (Abb. 4). Im Laufe des Winters (Januar und  Februar) verändern sich bei allen Arten die Bestände kaum

 

Allerdings besteht eine deutliche Witterungsabhängigkeit; So ergab sich für die Weißwangengans im Kältewinter 2002/03 nach Winterflucht im Januar ein fast vollständiger Abzug, während sich im milden Winter 2006/07 mehr als 13.000 Vögel im Unterelberaum aufhielten (Abb. 5).

 Zum Schluss sei darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse dieser Zählungen nach Abschluss jeder Zählperiode an den Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) geschickt werden, wo sie von Johannes Wahl aufbereitet und mit den Zählergebnissen aus den anderen Bundesländern an Wetlands International weitergeleitet werden. Erst auf Basis dieser Daten wird alle 5 Jahre eine Aktualisierung der weltweiten Bestandsschätzungen für alle Wasservogelarten möglich. Ein besonderer Dank gilt allen Zählern für ihren unermüdlichen Einsatz und Uwe Helbing vom NABU Haseldorf für die Koordination dieser Zählungen. Es ist ihm gelungen, bisher für alle Gebiete zu allen Stichtagszählungen Zähler zu finden, so dass wir über eine lückenlose Dokumentation der Ergebnisse der Zählungen verfügen.

 

Herbstliche Zugvogel-Planbeobachtungen am Hamburger Yachthafen in Wedel/PI

Kurzbericht zur Saison 2007

Einleitung

Nach ersten zaghaften Versuchen der planmäßigen Erfassung des herbstlichen Vogelzuges am Elbufer im Westen Hamburgs, die 1992 begannen und sich anfangs eher auf Wasservögel wie Möwen und Seeschwalben bezogen, führten Schlüsselerlebnisse wie der Massenzug tausender Blaumeisen an einzelnen Tagen zu einer in den Folgejahren zunehmenden Beobachtungsintensität und systematischeren Abdeckung der Wegzugperiode zwischen Mitte August und Mitte November.
Bis 1994 fanden die Zählungen an verschiedenen Punkten des Elbufers zwischen Rissen und Wedel statt und wurden durch A. Mitschke allein durchgeführt. Der endgültige Wechsel an dem Hamburger Yachthafen in Wedel, wo V. Hahn bereits in den 1960er Jahren intensive Studien zum Vogelzug und der Leitlinienwirkung der Elbe unternommen hatte, fand 1995 statt, nachdem 1994 hier bereits elf Probezählungen stattgefunden hatten. In den folgenden Jahren wurde das Ziel, zumindest zweimal pro Pentade eine Erfassung des Vogelzuges durchzuführen - auch mit Hilfe der jeweiligen Zivildienstleistenden in der Wedeler Marsch - regelmäßiger erreicht. Aber auch bei diesem intensivierten Zählrhythmus wurde immer deutlicher, dass die Artenzusammensetzung und Zugintensität des Vogelzuggeschehens von Tag zu Tag sehr stark wechseln. Dabei besteht zwar oft eine direkte Abhängigkeit von der Witterung, wobei vor allem die Windrichtung und -stärke eine entscheidende Rolle spielen. Die den Vogelzug steuernden Faktoren sind allerdings so vielfältig, dass eine Prognose und gezielte Auswahl der wichtigsten Zugtage im Vorwege nicht möglich ist. Die Erfahrungen der ersten Beobachtungsjahre hatten gezeigt, dass das Hauptzuggeschehen sich zwischen Mitte September und Anfang November abspielt. Zur Erfassung der häufigen Tagzieher Schafstelze, Baumpieper, Mauersegler und der Schwalben sind außerdem Zählungen in der zweiten Augusthälfte unentbehrlich. Schließlich kann sich starker Vogelzug in Abhängigkeit von der Großwetterlage in einzelnen Jahren auch noch bis Mitte November erstrecken. Für die Hauptzugzeit in den Monaten September und Oktober wurde ab 2001 eine tägliche Besetzung des Zählpunktes angestrebt und mit ganz wenigen Ausnahmen auch realisiert. Dazu war der Aufbau eines Zählerteams erforderlich. Mit der nun gewährleisteten täglichen Zählung vom 1.9. bis mindestens 31.10. wurden inzwischen eine bessere jahrweise Vergleichbarkeit und eine vollständigere Erfassung des Herbstzuges erreicht. Auch wenn für viele obligatorische Zugvögel die Stärke des registrierten Durchzugs in einem Jahr vor allem von Zufälligkeiten des Witterungsgeschehens bestimmt wird, lassen sich nun Einflugjahre bei allen Invasionsarten frühzeitig erkennen und auch in ihrem Ausmaß quantitativ bewerten. Alljährlich gelangen interessante, für den Hamburger Raum bisher kaum dokumentierte Einzelbeobachtungen seltenerer Arten oder phänologisch auffällige Meldungen. Für viele Zugvögel stammen die Letztbeobachtungen eines Jahres im Hamburger Raum inzwischen fast immer entweder vom Hamburger Yachthafen oder aus der Beringungsstation Reit, was den Wert systematischer Erfassungen im Vergleich zur Sammlung von Gelegenheitsbeobachtungen unterstreicht. Langfristig sollte die planmäßige Erfassung des herbstlichen Vogelzuges auch zur Beurteilung von Trends bei häufigeren Zugvogelarten geeignet sein. Das Projekt stellt damit einen wichtigen Baustein systematischer avifaunistischer Datensammlung im Hamburger Raum dar und wird im Zusammenspiel mit der Analyse von Wintervogelzählungen sowie des Brutvogelmonitorings zu einer Gesamtbewertung des avifaunistischen Geschehens im Hamburger Raum beitragen.

Abb. 1: Entwicklung des Zählaufwands pro Herbstsaison von 1992 bis 2007

Aktuelle Ergebnisse aus der Saison 2007

Die fünf häufigsten Arten

In der Saison 2007 wurden auf dem Wegzug insgesamt 249.512 Vögel gezählt, die sich auf 134 verschiedene Arten verteilen. Die große Masse der erfassten Individuen entfällt dabei auf weniger sehr häufige Arten (Tab. 1). In den meisten Jahren erreicht die Ringeltaube die höchsten Gesamtzahlen. Auch 2007 wurden 100.769 Ringeltauben und damit 40 % aller erfassten Zugvögel der Saison gezählt. An zweiter Stelle folgte der Buchfink (54.046 Individuen), gefolgt von der Rotdrossel (15.063 Individuen). Stärker als in den meisten anderen Jahren waren an vierter Stelle Rauchschwalbe (13.539 Individuen) und Bergfink (10.475 Individuen) vertreten, während die Wacholderdrossel in der Saison 2007 mit 7.877 Individuen eher schwach vertreten war.
 

Tab. 1: Die fünf häufigsten Arten 2001 bis 2007 (fett hervorgehoben) bei herbstlichen Zugvogel-Planbeobachtungen am Hamburger Yachthafen [*: Gemischte Trupps von Buch- und Bergfinken wurden gemäß der Anteile beider Arten am Saisonbestand aufgeteilt und zu den Art-Beständen einer Saison addiert]

  2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Summe  
Ringeltaube 58.272 48.921 55.381 84.482 138.421 112.575 100.769 598.821  
Buchfink * 58.579 29.400 20.087 33.020 57.115 113.101 54.046 365.348  
Rotdrossel  24.640  12.724  4.458  7.343  21.397  24.791  15.063  110.416  
Wacholderdrossel  22.906  5.385  3.250  16.479  16.905  8.938  7.877  81.740  
Rauchschwalbe  8.455  8.572  8.000  9.040  8.300  13.508  13.539  69.414  
Bergfink *  23.046  5.911  1.558  3.732  14.316  9.798  10.475  68.836  
Blässgans  4.249  11.369  4.537  7.897  8.809  13.313  5.679  55.853  
                   
                   

 

 Einflüge

Die planmäßigen Beobachtungen des herbstlichen Vogelzuges spielen für die Erfassung der Stärke und Phänologie von Einflügen unregelmäßig als Zugvögel auftretender Arten eine herausragende Rolle. Am Beobachtungspunkt ergeben sich insbesondere für Waldvogelarten stärkere Konzentrationseffekte, weil diese durch Gehölzstrukturen an der Mündung der Wedeler Au sowie auf der Elbinsel Hanskalbsand eine Möglichkeit finden, die zudem vergleichsweise schmale und durch die Elbinsel Hanskalbsand als „Trittstein“ unterbrochene Wasserfläche der Elbe zu queren. Besonders zur Erfassung des jahrweise stark wechselnden Durchzugs verschiedener Meisenarten eignet sich die Stelle wie wenige andere in Norddeutschland.

Im Herbst 2007 zeigte sich vor allem bei Erlenzeisig (6.608 Individuen), Blaumeise (5.841 Individuen) und Kohlmeise (2.793 Individuen) ein stärkerer Einflug. Auch das Auftreten von Schwanzmeise, Wintergoldhähnchen und Gimpel fiel überdurchschnittlich aus (Tab. 2). Für Erlenzeisig und Blaumeise wurden neue Saisonmaxima festgestellt.
 

Tab. 2: Arten mit jahrweise stark wechselndem, teilweise invasionsartigem Auftreten, Saisonsummen der herbstlichen Planbeobachtungen am Hamburger Yachthafen (fett hervorgehoben: Einflugjahre)

 

  2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Summe  
Erlenzeisig 3.026 2.551 4.279 2.279 4.245 2.827 6.608 25.815  
Blaumeise 503 1.182 1.175 1.855 5.115 1.235 5.841 16.906  
Kohlmeise 1.025 526 3.322 784 2.794 513 2.793 11.757  
Tannenmeise 765 112 820 170 495 17 200 2.579  
Birkenzeisig 220 62 184 96 953 153 59 1.727  
Schwanzmeise 221 77 105 91 405 79 206 1.184  
Eichelhäher 33 19 90 833 122 47 7 1.151  
Wintergoldhähnchen 177 22 78 93 345 92 184 991  
Fichtenkreuzschnabel 123 319 5 259 134 30 38 908  
Gimpel 63 45 36 211 232 81 183 851  
Kernbeißer 130 60 67 36 137 86 96 612  
Buntspecht 51 19 46 20 55 15 31 237  

 

 

Besonderheiten

Neben dem erneuten Massenzug bei der Ringeltaube, einem neuen Saisonrekord für den Durchzug der Rauchschwalbe und Einflügen von Erlenzeisig, Blau- und Kohlmeise bot das Zuggeschehen im Herbst 2007 auch wieder spannende Einzelbeobachtungen, von denen einige im Folgenden aufgeführt seien.

 

Trauerente    06.09.2007    7 Ind.    dz. nach West, nicht alljährlich.
Sumpfohreule    30.09.2007    1 Ind.    hoch nach Südost; Erstbeobachtung
Schwarzspecht    04.09.2007    1 Ind.    dz. nach Süd,
Schwarzspecht    19.10.2007    1 Ind.    dz. nach Süd; Zugbeobachtungen gelangen nicht alljährlich
Rotkehlpieper    05.09.2007 30.09.2007 13.10.2007    je 1 Ind.     je 1 Ind. dz, in den letzten Jahren alljährlich
Braunkehlchen    30.09.2007    1 Ind.    versucht recht hoch die Elbe zu queren. Erstbeobachtung am Hamburger Yachthafen, obligatorischer Nachtzieher.
Ringdrossel    24.09.2007 07.10.2007 18.10.2007       je 1 Ind.    dz., nicht alljährlich beobachtet
Bartmeise    04.10.2007    4 Ind.     elbuferparallel mit Zugversuchen; nicht alljährlich
Bartmeise    31.10.2007    2 Ind.    dz. nach Südost
Bartmeise    10.11.2007    1 Ind.    versucht Elbe zu queren, landet kurzzeitig im Staudenknöterich auf der Mole mit aufgeregten Rufen
Raubwürger    07.10.2007    3 Ind.    gemeinsam aus Pappelwäldchen aufsteigend und über die Elbe ziehend; bisher gab es nur Einzelvögel.
Raubwürger    09.10.2007    1 Ind.    dz. nach Süd
Pirol    16.10.2007    1 Ind.    aus Pappelwäldchen abfliegend über die Elbe; Zweite Beobachtung hier, späteste Meldung aus dem Hamburger Raum überhaupt, ansonsten Nachtzieher.
Ortolan    05.09.2007 29.09.2007 01.10.2007    je 1 Ind.    dz., nach Einzeldaten 2003 und 2004 erst der dritte bis fünfte bei den Planbeobachtungen nachgewiesene Ortolan.
Spornammer    10.10.2007 15.10.2007 22.10.2007 28.10.2007    je 1 Ind.    davor bisher seit 1992 nur drei Nachweise
Ausblick

Die herbstlichen Planbeobachtungen des sichtbaren Vogelzuges am Hamburger Yachthafen werden auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Sie sind eingebettet in ein umfassenderes Vogelzugprojekt in Schleswig-Holstein und hier abgesehen von Fehmarn die einzige Zählstelle mit kontinuierlicher, täglicher Besetzung. Durch die tagesaktuelle Einstellung der Ergebnisse auf der niederländischen Webseite „trektellen.nl“ stellen sie auch ein überregional bedeutsames und wahrgenommenes, wichtiges Bindeglied zwischen den Zugdaten aus Falsterbo und den zahlreichen Zählstellen in den Niederlanden und Belgien dar.
Eine umfassende Auswertung der Daten steht noch aus. Dazu gehört eine ausführliche Darstellung der Zugphänologie und eine Interpretation der jahrweisen Schwankungen in den Zugstärken unter Berücksichtigung der Wetterlage und der Zählergebnisse an anderen Stellen (vgl. Beispiel in Abb. 2).

 

 Abb. 2: Zugphänologie beim Buchfink am Hamburger Yachthafen: Der Zughöhepunkt 2007 lag fast zwei Wochen früher als im Schnitt der Jahre 2001 bis 2007.

 

In der Saison 2007 nahmen D. Bentzien, A. Dien, J. Dien, J. Hartmann, A. Klotz, B. Kondziella, A. Mitschke, P. Schleef, S. Seyfert, M. Sommerfeld und Christian Wegst an den Zählungen teil. Den größten Teil der Zählungen übernahmen Jens Hartmann (32 Zählungen) und Alexander Mitschke (24 Zählungen). Allen Beobachtern, die uns auch in diesem Jahr bei der lückenlosen Besetzung des Zählpunktes Hamburger Yachthafen geholfen haben, danken wir herzlich.


Alexander Mitschke, 27.11.2007

 

Die Daten der Zugplanbeobachtung am Hamburger Yachthafen sind auf der niederländischen Webseseite trektellen.nl zu finden.  
http://www.trektellen.nl

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