Mit durchschnittlichem Witterungsgeschehen ging der „Winter“ im Februar weiter. Daher gab es kaum auffällige vogelkundliche Ereignisse; die Tendenz zur Überwinterung und frühen Rückkehr setze sich fort.

Frühe Ankunft und Brut

Anfang des Monats balzten an einigen Stellen die ersten Hohltauben, u. a. am 04.02. im Sandbargsmoor/PI. Der erste Hausrotschwanz sang bereits am 08.02. in Garstedt/SE. Weitere Erstgesangs-Meldungen gab es von Mönchsgrasmücke (25.02. Rissen/HH), Singdrossel (26.02. Lurup/HH), und Girlitz (25.02. Francop/HH). Der erste Austernfischer des Jahres wurde am 20.02. am Schulauer Hafen/PI gesichtet, zwei Tage später folgte ein Sandregenpfeifer in der Wedeler Marsch/PI. Wie schon im Vorjahr wurde ein sehr früher Rothalstaucher auf den Timmerhorner Teichen/OD (27.02.) beobachtet. Während die ersten Weißstörche bereits an Horststandorten auftauchten (z. B. am 27.02. in Todendorf/OD), waren zwei Meldungen eines (desselben?) überfliegenden Ind. am 17.02. und 20.02. aus dem nordöstlichen Stadtgebiet bemerkenswert. Auch die Zahl der Rotmilan-Meldungen stieg im Laufe des Monats an (u. a. ein Ind. am 23.2. in Bergedorf/HH). Bereits am 10.02. war ein Haubentaucher in Barmbek/HH mit dem Nestbau beschäftigt, während am gleichen Tag die Straßentauben in Garstedt/SE schon Junge hatten. Ganz so weit fortgeschritten war eine Waldkauz-Brut mit 3 Eiern am 11.02. in Dassendorf/RZ noch nicht. Dafür war eine bereits am 21.02. auf ihren Eiern sitzende Amsel in Bergedorf mehr als früh dran. Im NW des Berichtsgebietes zeichnet sich ein (neuer?) Verbreitungsschwerpunkt der Mandarinente ab: Hinzu gekommen ist das Vorkommen am Krupunder See/PI (z. B. 4 Ind. am 15.02.).

Erste witterungsbedingte Zugbewegungen

Die ausbleibenden Frostperioden nutzten einige Arten (bzw. Individuen), um bereits in Richtung Brutgebiete aufzubrechen. Am 06.02. zogen 11 (von 44 beobachteten) Mäusebussarden über Groß Moor/WL Richtung Osten. Starke Blässgans-Zugtage waren der 11.02. (mind. 1.270 Ind. über der Wedeler Marsch/PI) und der 22.02. (2.700 Ind. über dem Sachsenwald/RZ). Erwartungsgemäß seltener waren drei Zwergschwäne, die am 13.02. über die Eidelstedter Feldmark/HH nach NO zogen. Am nächsten Tag waren viele Kranich gen Osten unterwegs, u. a. 381 Ind. über Moorwerder/HH. Am 24.02. entgingen 17 nach NO ziehende Feldlerchen über Pagensand/PI dem aufmerksamen Beobachter nicht.

Kaum Veränderung bei Rast und Überwinterung

Wie im Vormonat dominierten die Rastbestände der Wasservögel das Geschehen: Auffällig waren große Ansammlungen von Saatgänsen (max. 500 Ind. am 01.02. Oberalsterniederung/SE), Blässgänsen (max. 1.200 Ind. am 14.02. Steller See/WL), Kanadagänsen (max. 630 Ind. am 08.02. Appen/PI) und Brandgänsen im Bereich des Mühlenberger Loches/HH. Von letzterer Art konnten am 19.02. insgesamt 3.075 Ind. in den Süßwasserwattgebieten an der Elbe gezählt werden. Am gleichen Tag wurde im Mühlenberger Loch/HH die hohe Zahl von 2.560 Stockenten ermittelt, was in etwa dem Rastbestand vom Januar entsprach. Sechs frühe Löffelenten sorgten dort wenigstens für ein bisschen Abwechslung. Mit 56 Schellenten am 13.02. am Hachedesand/WL sowie 18 Zwergsägern am 09.02. am Öjendorfer See/HH wurden die Höchstzahlen dieser Arten erreicht. Diese und weitere Wasservogelarten haben aufgrund der milden Temperaturen wohl überwiegend weiter nordöstlich überwintert.

Neben den regelmäßig vom Öjendorfer See/HH gemeldeten Rohrdommeln, gab es eine weitere interessante Beobachtung am 19.02. auf Kalte Hofe/HH. Am gleichen Tag jagten zwei Raufußbussarde in der Feldmark bei Nahe/SE, die hier stellvertretend genannt seien. Eher untypisch für die Jahreszeit war ein Merlin am 05.02. an der Pinnaumündung/PI – wohl eher ein Überwinterer als früher Durchzügler. Bis zu 8.000 Lachmöwen sammelten sich am 22.02. auf der Außenalster/HH, um dort zu nächtigen. Durch einen Schweizer Ring verriet eine der wenigen überwinternden Mittelmeermöwen am 25.01. am Fischmarkt/HH ihre Herkunft. An gleicher Stelle wurde die Höchstzahl von 16 Steppenmöwen am 14.02. ermittelt. Erfreulich sind Meldungen von bis zu drei Sumpfohreulen am 13.02. in der Wedeler Marsch/PI. Ausreichend Nahrung (Mäuse) fanden dort auch die überwinternden Raubwürger, mit bis zu 2 Ind. am 14.02. Der sich Ende Januar ankündigende Einflug von Seidenschwänzen setzte sich - wenn auch schwach – fort: Max. 38 Ind. suchten am 04.02. in Dulsberg/HH nach Beeren. Am gleichen Tag wurde die hohe Zahl von 1.500 Dohlen auf dem Weg zum Schlafplatz am Köhlbrand/HH beobachtet. Herausragend ist die Meldung von 45.000 (!) Wacholderdrosseln am 17.02. (und 21.600 Ind. am Folgetag) in den Obstplantagen bei Klein Stove/STD. Dies ist seit einer Beobachtung im Januar 2010 mit 30.000 Ind. die höchste jemals gemeldete Anzahl! Dagegen wirkten 1.250 Stare am 21.02. im Eppendorfer Moor/HH nicht mehr so spektakulär, stellen aber eine hohe Winteransammlung dar. Am Bergpieper-Schlafplatz im Butterbargsmoor/PI wurden bis zu 41 Ind. (24.02.) gezählt. Wie im Januar gab es wieder einige Bachstelzen-Meldungen (bis zu 8 Ind. 18.02. Wedeler Marsch/PI). Ein seltener Anblick (in der Anzahl) waren 32 Kernbeißer am 01.02. in Wedel/PI. Auch bis zu 45 Berghänflinge am 08.02. in der Bilsbekniederung/PI fanden dort gute Rastbedingungen. Sehr niedrig hingegen war die Maximalzahl von 80 Goldammern am 22.02. im Sachsenwald/RZ – ein Zeichen für die schlechten Nahrungsgrundlagen in der Agrarlandschaft? Wie attraktiv dagegen ein kleiner Teich mit etwas Schilf mitten in der Stadt sein kann, zeigte das Rastvorkommen von bis zu 5 Rohrammern am 17.02. in Bahrenfeld/HH.

Wenig Neues bei den seltenen Arten - aber eine große Überraschung

Die aus Gefangenschaft stammende Rothalsgans in Appen/PI wurde letztmalig am 14.02. gemeldet. Eine Kurzschnabelgans besuchte am 22./23.02. die Wedeler Marsch/PI. Erstaunlich ist, dass die Meldungen von 4 bzw. 7 Bergenten am 06.02. im Müggenburger Zollhafen/HH bzw. Spreehafen/HH bisher die einzigen in diesem Jahr waren. Ein seltener Anblick war auch ein entflogenes (oder entlaufenes?) beringtes Chukarhuhn am 08.02. auf der Horner Rennbahn/HH. Zum Vogel des letzten Monats, der Eismöwe, gibt es noch Ergänzungen: Nach der ersten Beobachtung am 25.01. wurde die Möwe erneut am 28. und 29.01. am Fischereihafen/HH gesehen. Der ortsansässige männliche Grauspecht im Wohldorfer Wald/HH ließ sich auch am 01.02. und 14.02. nicht vom Weibchenmangel entmutigen. Gleich 4 Gimpel der nordöstlichen Unterart pyrrhula machten am 13.02. in Volksdorf/HH durch ihre Trompeten-Rufe auf sich aufmerksam. Die größte Überraschung (nicht nur für den Beobachter) war allerdings eine Mehlschwalbe, die plötzlich am 05.02. in Eschschallen/PI über den Deich flog. Auch wenn sie sicher nicht ohne menschliches Zutun hier gewesen sein dürfte, war es auf jeden Fall der Vogel des Monats Februar.

Guido Teenck