Mai 2015 – etwas unterkühlt, was die Vogelwelt weniger stört als die Beobachter

Der Mai als artenreichsten Monat des Jahres bescherte trotz der kühlen Witterung viele interessante Beobachtungen. Während die letzten heimkehrenden Langstreckenzieher das Berichtsgebiet erreichten und viele Durchzügler noch Richtung Norden unterwegs waren, hatten einige Brutvögel den ersten „Durchgang“ schon erledigt.

Ankunft

Gleich zu Beginn des Monats am 01.05. balzte der erste Wachtelkönig (Neuland/HH) und Ziegenmelker (Fischbeker Heide/HH) in ihren angestammten Brutgebieten. Pünktlich, was das langjährige Mittel angeht, folgten am nächsten Tag Pirol (Wakendorfer Moor/SE) und Gelbspötter (Voßmoor/PI). Ebenfalls am 02.05. konnte der erste Sprosser (Ochsenwerder/HH) ausgemacht werden (ein weiteres durchziehendes Ind. hatte es am 09.05. bis nach Schenefeld/PI verschlagen). Am 04.05. sang der erste Drosselrohrsänger am Öjendorfer See/HH und am 08.05. die erste Wachtel im Duvenstedter Brook/HH. Die Erstbeobachtung des Schlagschwirls gelang am 11.05. in der Oberalsterniederung/SE. Als letzter kehrte wie üblich der Karmingimpel zurück, nämlich am 22.05. (Wedeler Marsch/PI).

Brut

Die auf verwilderte Parkvögel zurückgehende Population des Singschwans im Norden Hamburgs scheint weiter stabil zu sein. Der relativ neue Brutplatz im Landschaftspark Haus der Natur/OD konnte am 04.05. durch einen Nestfund bestätigt werden. Seltenheitswert hat dagegen der Brutnachweis des Gänsesägers, mit 5 gerade flügge Jungen am 15.05. in Aumühle/RZ. Ob die Säbelschnäbler-Paare an der Kleientnahme Krümse/WL (20.05.) ebenso erfolgreich waren, ist sehr fraglich. Zu wünschen wäre es, gleiches gilt z. B. für Flussregenpfeifer (z. B. am 02.05. Holzhafen/HH) und Sandregenpfeifer (04.05. Klövensteen/PI), die leider oft auf mittelfristig ungeeigneten Flächen (wie Maisäckern) mit der Brut beginnen. Erfreulich sind 7 balzende Uferschnepfen am 02.05. in den Kirchwerder Wiesen/HH - vielleicht kann die winzige Restpopulation in Hamburg ja doch überleben? Am 03.05. balzten sogar 2 Waldwasserläufer im Duvenstedter Brook/HH, einem nicht regelmäßig besetzten Brutgebiet.

In den Kirchwerder Wiesen/HH, dem letzten Trauerseeschwalben-Brutplatz im Berichtsgebiet, konnten am 14.05. lediglich 6 Ind. dieser Art festgestellt werden. Ebenfalls sehr selten brüten Turteltauben bei uns, vielleicht ja im Grünen Jäger/RZ, wo am 21.05. in balzendes Ind. entdeckt wurde. Ein weiterer sehr seltener Brutvogel ist der Raufußkauz, dieses Jahr gelang wieder ein Brutnachweis am 08.05. im Sachsenwald/RZ. Ob ein Wendehals in Billwerder/HH (u.a. am 07.05.) von einem Weibchen „erhört“ wurde, bleibt abzuwarten - sichere Brutnachweise gibt es sehr selten im Hamburger Raum! Zumindest auch ein Revier besetzt hatte ein Raubwürger am 08.05. im Rübker Moor/WL. Mittlerweile weit in die Stadt vorgedrungen sind Kolkraben, die erfolgreich im Altonaer Volkspark/HH brüteten. Das Maximum singender Schilfrohrsänger an der Kleientnahme Krümse/WL wurde mit 44 Ind. am 06.05. gezählt. Viel heimlicher spielt sich das Brutgeschehen des Erlenzeisigs ab, immerhin gab es einzelne Brutzeitnachweise, z. B. am 03.05. im Duvenstedter Brook/HH. Die erstaunlichste Brutzeit-Beobachtung des Monats Mai war jedoch eine singende Grauammer am 19.05. am Hachedesand/WL. Ob dies ein dauerhaft besetztes Revier ist, bleibt allerdings abzuwarten.

Zug und Rast

Im Mai zogen noch einzelne Fischadler nach NE, z. B. jeweils 1 Ind. am 03.05. (Altengamme/HH) und recht spät am 24.05. (Eidelstedt/HH). Typisch für diesen Monat ist der Wespenbussard, wobei bisher nur einzelne Durchzügler gesehen worden, u. a. 2 Ind. am 08.05. im Himmelmoor/PI und am 17.05. überm Wohldorfer Friedhof/HH. Auch eine Wiesenweihe am 09.05. in Klein-Hansdorf/OD zog weiter nach NW. Auf dem Frühjahreszug ist die Zwergmöwe an der Unterelbe recht selten, max. konnten 13 Ind. am 04.05. an der Pinnaumündung/PI gezählt werden. Am 08.05. wurde das erste Mal auffälliger Mauersegler-Zug mit 150 Ind. über Ottensen/HH registriert. Am 10.05. jagte ein später Merlin im Fährmannssander Watt/PI und am 18.05. rastete noch eine Spießente in der Haseldorfer Marsch/PI. Den ganzen Mai über hielt sich ein weiblicher Zwergsäger an der Kleientnahme Krümse/WL auf, gleich 2 Ind. waren es am 22.05. Haseldorfer Marsch/PI. Recht früh wurden erste Mausertrupps von Kanadagans (50 Ind. 09.05. Kirchwerder Wiesen/HH), Graugans (1.290 Ind. 18.05. Haseldorfer Marsch/PI) und Nilgans (32 Ind. 17.05. Kleientnahme Krümse/WL) gemeldet. Hingegen nahm der Rastbestand der Weißwangengänse in der Wedeler Marsch/PI durch den Abzug in die Brutgebiete deutlich ab, am 16.05. waren „nur“ noch 1.000 Ind. anwesend. Spät dran waren auch 2 Saatgänse am 03.05. an der Kleientnahme Krümse/WL und 5 Blässgänse am 14.05. in der Wedeler Marsch/PI. Erstaunlich hoch waren die Maximalzahlen von 580 Brandgänsen (18.05. Mühlenberger Loch/HH) und 225 Krickenten (02.05. Pinnaumündung/PI). Von den Ende April auf dem Allermöher See/HH rastenden Schwarzhalstauchern blieben 5 Ind. bis zum 02.05., während am 12.05. noch 6 Silberreiher an der Kleientnahme Krümse/WL ausharrten.

Im Mai erreicht der Durchzug vieler Limikolen-Arten im Wattenmeer seinen Höhepunkt. Ausläufer davon streifen regelmäßig die Unterelbe im Berichtsgebiet: Maximal wurden 2 Kiebitzregenpfeifer (14.05.), 6 Regenbrachvögel (04.05.), 13 Dunkle Wasserläufer (01.05.), 6 Grünschenkel (02.05.), 10 Kampfläufer (05.05.), 1 Steinwälzer (13./14.05.), 2 Knutts (10. u. 14.05.), 1 Sanderling (13./14.05.), 3 Zwergstrandläufer (24.05.) und jeweils 4 Temminckstrandläufer (08. u. 15.05.) gesichtet. Typischerweise, da mehr durchs Binnenland ziehend, konnte die Höchstzahl von 19 Bruchwasserläufern am 08.05. in den Kirchwerder Wiesen/HH ermittelt werden. Wie hoch die Zahl der Nichtbrüter unter den Möwen ist, zeigen die folgende Zahlen vom 19.05.: Bis zu 148 Silbermöwen, 2 Mittelmeermöwen und 7 Steppenmöwen fanden sich am Schlafplatz Hachedesand/WL ein, natürlich vorwiegend immature Vögel. Der Durchzug vieler Singvogelarten verlief wie schon im Vormonat relativ unauffällig. Ausnahmen waren 300 Rauchschwalben am 07.05. (Öjendorfer See/HH) sowie 100 Mehlschwalben am 17.05. (Wedeler Marsch/PI), die einen Zwischenstopp zur Nahrungssuche einlegten. Eine späte Ringdrossel am 02.05. in Allermöhe/HH passte gut ins Bild des starken Vorkommens im April. Die typischen Mai-Arten rasteten mit bis zu 10 Braunkehlchen (08.05. Westerweiden/HH), 28 Steinschmätzern (11.05. Winsener Marsch/WL) und 25 Thunbergschafstelzen (09.05. Wedeler Marsch/PI) im Berichtsgebiet.

Seltene Gäste

Aus dem April blieben die besenderte Zwerggans bis zum 04.05. und eine Kurzschnabelgans sogar bis 20.05. im Kleinen Brook/HH. Auch die schon im Vormonat von der Hohe/HH gemeldete männliche Bergente, wurde am 02.05. noch einmal gesichtet. Eine adulte männliche Trauerbachstelze, die am 02.05. an der Pinnau/PI Nahrung suchte, bereitete im Gegensatz zu manch anderer dunklen Bachstelze keine Bestimmungsschwierigkeiten. Der altbekannte Grauspecht meldete sich Anfang des Monats (z. B. am 03.05.) wieder im Duvensteder Brook/HH. Am 08.05. trudelten die ersten „Mai-Seltenheiten“ mit 5 Weißflügel-Seeschwalben und einem Rotkehlpieper in der Wedeler Marsch/PI ein. Eine weitere Weißflügel-Seeschwalbe folgte am 10.05. an der Kleientnahme Krümse/WL während am 11.05. und 17.05. erneut Rotkehlpieper in der Wedeler Marsch/PI rasteten. Ein adulter männlicher Rotfußfalke besuchte am 15.05. ebenfalls kurz die Wedeler Marsch/PI – leider ging der diesjährige Einflug dieser östlichen Art weit südlich an uns vorbei (erreichte aber immerhin die Kanarischen Inseln und sogar die Azoren!). Nach zwei Nachweisen im April wurde am 16.05. erneut ein Wiedehopf gemeldet, der wenig scheu in einem Hausgarten in Tangstedt/OD nach Nahrung stocherte. Eine Trauerente hatte sich am 18.05. auf die Haseldorfer Binnenelbe/PI verirrt. Erstaunlich selten war auch die Kolbenente mit nur einem Ind. am 20.05. an der Kleientnahme Krümse/WL., während am selben Tag gleich 2 Löffler über die Wedeler Marsch/PI flogen. Mit jeweils 2 Weißbart-Seeschwalben am 21.05. (Kleientnahme Krümse/WL) und 22.05. (Binnenhorster Teich/OD) war das Mai- Potpourri abgerundet.

Guido Teenck