Vogelzug

Im Oktober erreicht der Wegzug seinen Höhepunkt, mit oft beeindruckenden Arten- und Individuenzahlen – zumindest wenn die Witterungsbedingungen „stimmen“, um das Zuggeschehen sichtbar zu machen. Dann gelingen auch über der Stadt manchmal interessante Zufallsbeobachtungen.Z. B. zog am 02.10. ein später Weißstorch über Ottensen/HH nach SE. Gute Beobachtungsbedingungen bei den Zugplanbeobachtungen am Hamburger Yachthafen/PI sorgten am 06.10. für das Buchfinken-Herbstmaximum mit 7.327 dz. Ind. 

Auffälligen Gänsezug gab es u. a. am 10.10. mit 2.400 Blässgänsen über Wedel/PI. Am darauf folgenden Tag erreichte der Ringeltauben -Zug mit 21.000 Ind. über der Wedeler Marsch/PI sein vorläufiges Maximum. Auch Kraniche gehörten zu den auffälligen Arten mit bis zu 1.700 Ind. am 19.10. über Altengamme/HH. Am Hamburger Yachthafen/PI zogen am gleichen Tag noch 35 Rauchschwalben gen Süden. Der 24.10. war wieder ein guter „Zugtag“: Ein Merlin zog durch den Duvenstedter Brook/HH gen SW und am Hamburger Yachthafen/PI wurden mit 1.276 Wacholderdrosseln, 3.427 Rotdrosseln und 222 Bergfinken die bisherigen Saison-Höchstzahlen erfasst. Dagegen werden nur selten ziehende Heringsmöwen gemeldet, wie am 27.10. mit 4 Ind. über Rahlstedt/HH. Ein recht spätes Datum für diese Mittel- bis Langstreckenzieher!

Abzug und Ankunft

Am 01.10. wurde der letzte Fitis des Jahres in Allermöhe/HH beobachtet. Spät dran waren 2 Bruchwasserläufer am 04.10. an der Pinnaumündung/PI. Viele Limikolen, die schon an der Nordseeküste überwintern, verlassen das Berichtsgebiet: Sowohl ein Austernfischer am 07.10. am Hetlinger Schanzsand/PI als auch ein Rotschenkel am 10.10. in der Wedeler Marsch/PI könnten die letzten des Jahres gewesen sein. Ebenfalls am 10.10. wurden letztmalig eine Beutelmeise (Kleientnahme Krümse/WL), 4 Baumpieper (Spülfeld Francop/HH) und 2 Wiesenschafstelzen (Wedel/PI) beobachtet. Erstaunlich ist die späte Meldung von gleich 9 Mehlschwalben am 17.10. in der Wedeler Marsch/PI. Noch einen weiten Weg vor sich hatte auch ein Schwarzmilan am 19.10. über Krogbusch/RZ. Es folgten die (vorläufigen) Letztbeobachtungen von Knäkente und Flussuferläufer (21.10. Wedeler Marsch/PI), Säbelschnäbler (22.10. Hetlinger Schanzsand/PI), Rohrweihe (23.10. Pinnaumündung/PI), Kampfläufer (23.10. Wedeler Marsch/PI) und Steinschmätzer (23.10. Fährmannssander Watt/PI) sowie Rauchschwalbe (24.10. Wedel/PI). Für andere Arten endet der Wegzug (vorerst) bei uns und die Überwinterung beginnt. Der erste Zwergsäger des Herbstes wurde am 04.10. in der Wedeler Marsch/PI entdeckt. Am 19.10. konnten sowohl in der Alsterniederung bei Fahrenhorst/SE als auch in der Wedeler Marsch/PI die ersten Raufußbussarde beobachtet werden.

Bemerkenswerte Rastbestände

Durch den Zuzug aus den z. T. arktischen Brutgebieten füllen sich im Oktober die Winterbestände der Entenvögel auf: Am 23.10. rasteten 26 Zwergschwäne an der Kleientnahme Krümse/WL und aus der Wedeler Marsch/PI wurden bereits 6.500 Weißwangengänse gemeldet. Einen selten genutzten (Zwischen-)Rastplatz suchten sich 500 Saatgänse und 1.000 Graugänse am 13.10. bei Bargfeld-Stegen/OD. Hingegen rasteten bis zu 1.470 Brandgänse und 10.850 Krickenten am 07.10. in ihrem traditionellen Rastgebiet dem Mühlenberger Loch/HH, womit das Herbstmaximum erreicht gewesen sein dürfte. Sozusagen gleich nebenan, an der Hahnöfer Nebenelbe/STD wurden zusätzlich 4.420 Krickenten und am 28.10. max. 1.022 Pfeifenten gezählt. Keine so lange Anreise hatten bis zu 120 Nilgänse am 20.10. Steller See/WL, die Vögel stammten sicherlich aus der Region. Große Trupps Reiherenten (350 Ind.) und Zwergtaucher (15 Ind.) und hielten sich bereits am 09.10. in Moorburg/HH auf. Das Mäuseangebot in der Alsterniederung bei Fahrenhorst/SE nutzten 4 Kornweihen am 19.10. Vorläufige Höchstzahlen bei den Watvögeln in der Wedeler Marsch/PI gab es am 08.10. mit 200 Bekassinen, am 11.10. mit 1.000 Alpenstrandläufern und am 25.10. mit 250 Goldregenpfeifern. Auch die „Winterbestände“ der Körnerfresser nehmen langsam zu: max. konnten 94 Birkenzeisige (05.10. Moorgürtel/HH), 30 Berghänflinge (08.10. Wedeler Marsch/PI) und 120 Bluthänflinge (26.10. Haseldorfer Marsch/PI) gezählt werden.

Schlafplätze

Einen Eindruck von den Gesamtbeständen bestimmter Arten in einer Region erhält man durch Zählungen an Schlafplätzen: Beeindruckend waren bis zu 94.000 Stare am 11.10. im Heuckenlock/HH. Am 21.10. wurden 3 Mittelmeermöwen und 8 Steppenmöwen in Geesthacht/WL gezählt. An der Unterelbe übernachteten bis zu 98 Nilgänse und 236 Silberreiher am 22.10. an ihren jeweiligen Schlafplätzen. Meist wenig beachtet werden Elstern in der Stadt, zum Glück nicht im Eppendorfer Moor/HH, wo am 25.10. max. 66 Ind. beim abendlichen Einflug gezählt wurden.

Spärlichere Arten

Von den schon im September anwesenden 2 Kolbenenten an der Kleientnahme Krümse/WL, blieb eine bis zum 25.10, während am 17.10. sogar 3 Ind. auf dem Pulvermühlenteich/WL schwammen. Am 04.10. besuchte eine adulte Ringelgans das Fährmannssander Watt/PI und eine Zwergschnepfe die Reit/HH. Zwei Schwarzhalstaucher konnten am 09.10. in Moorburg/HH bestimmt werden. Am selben Tag sang ein Sperlingskauz in den Harburger Bergen/HH, das Vorkommen hier scheint sich zu stabilisieren. Der erste Trompeter-Gimpel des Winterhalbjahrs wurde bereits am 13.10. aus der Alsterniederung/SE gemeldet (früh!). Während zwei Bergenten am folgenden Tag am Hanskalbsand/STD ins typische Auftretensmuster passten. Die Fotos von 2 Strandpiepern, die sich ab dem 17.10. in der Wedeler Marsch/PI aufhielten, warfen Fragen bezüglich der Bestimmung auf. Während ein Ind. sicher ein Strandpieper war, zeigte der andere Vogel mehr Merkmale eines Bergpiepers. Daran zeigte sich mal wieder, wie schwierig manche Ind. zu bestimmen sind. Einzelne Kurzschnabelgänse werden ab und zu in großen Gänsetrupps entdeckt, so am 19.10. in der Winsener Marsch/WL.

Seltenheiten

Ein Nachzügler des Einfluges im September war ein diesjähriger Rotfußfalke, der am 02.10. in Allermöhe/HH entdeckt wurde. Erneut konnten durchziehende Zwerggänse an der Pinnaumündung/PI bestimmt werden, dieses Mal 2 Ind. am 04.10. unter Weißwangengänsen. Eine besondere Überraschung war ein Wellenläufer, der am 25.10. vorm Fährmannssander Watt/PI elbaufwärts zog. Ein Wechsel der Windrichtung auf der Nordsee von E auf NW hat auch ohne stärkeren Sturm gereicht, um einzelne Ind. dieses Hochseevogels an die Küste und sogar weit die Elbe hinauf zu „verdriften“. Weniger überraschend aber optisch immer ein Highlight war die erste Rothalsgans des Winterhalbjahres am 28.10. in der Wedeler Marsch/PI.

Guido Teenck