Vogelzug

Auch wenn die Artenvielfalt im Vergleich zum Oktober nicht mehr so hoch ist, ziehen viele Arten noch bis weit in den November hinein, z. B. wurde am 04.11. die letzte Heidelerche am Hamburger Yachthafen/PI gemeldet. Da die Durchzugszahlen vieler Arten bei den dortigen Zugplanbeobachtungen dieses Jahr bisher unterdurchschnittlich waren, wurden weitere gute Zugtage im November mit Spannung erwartet. So konnten am 05.11. dann auch die Maximalzahlen des Herbstes von Wacholderdrossel (4.415 Ind.) und Bergfink (692 Ind.) ermittelt werden.

Am 09.11. folgte mit 7.136 Ind. das Saison-Tagesmaximum der Rotdrossel und es zogen abermals 3.549 Wacholderdrosseln. Während stürmische Witterung das Zuggeschehen um die Monatsmitte bremste, wurden am 20.11. nochmals 4.015 Ringeltauben am Hamburger Yachthafen/PI gezählt. Von der typischen November-Art, dem Zwergschwan, zogen am 22.11. 20 Ind. über die Alsterniederung/SE und sogar 59 Ind. übers Wakendorfer Moor/OD gen Westen. Erstaunlich wenige Meldungen gab es von ziehenden Kranichen und Gänsen, z. B. 230 Saatgänse am 26.11. über den Boberger Dünen/HH. Dagegen konnten im Laufe des Monats immer wieder einzelne Rotmilane und am 27.11. gleich 2 Ind. über Nienstedten/HH beobachtet werden.

Später Abzug

Die milde Witterung veranlasste wieder mal einige Vögel länger im Berichtsgebiet auszuharren. Am 01.11. überraschte eine Knäkente am Hetlinger Schanzteich/PI den Beobachter. Gleich zwei Singdrosseln rasteten noch am 07.11. in der Wedeler Marsch/PI. Spät dran war auch ein Flussuferläufer am 09.11. bei Kleiritt/PI. Am 16.11. jagte sowohl in der Winsener Marsch/WL als auch bei Neuendeich/PI ein Merlin. Ein später und vielleicht der letzte Austernfischer des Jahres wurde am 12.11. in der Oberalsterniederung/SE entdeckt. Obwohl einzelne Zilpzalpe (letztmalig am 21.11. auf Pagensand/PI) bei uns überwintern, waren die meisten im November beobachteten Ind. sicher noch späte Durchzügler. Sehr außergewöhnlich waren die November-Meldungen des Steinschmätzers: die letzte Beobachtung am 21.11. in der Osdorfer Feldmark/HH war die späteste jemals im Berichtsgebiet und eine der spätesten Meldungen dieses Langstreckenziehers aus ganz Deutschland! Eher zur Jahreszeit passten die vorerst letzten Schwarzkehlchen am 26.11. in der Wedeler Marsch/PI und Mönchsgrasmücke am 02.12. in Henstedt-Rhen/SE. Und solange kein Wintereinbruch in Sicht ist, bleiben wohl auch einzelne Heringsmöwen an der Elbe, letztmalig gemeldet am 28.11. an der Pinnaumündung/PI.

Bemerkenswerte Rastbestände

Die Rastvogelwelt wurde typischerweise von den sich auffüllenden Winterbeständen der Entenvögel dominiert. In gewohnt geringer Zahl rasteten Singschwäne (max. 35 Ind. am 29.11. Kayhuder Moor/SE) und Zwergschwäne (max. 20 Ind. am 22.11. Fährmannssander Watt/PI). Dort konnten am 01.11. bereits 10.600 Weißwangengänse gezählt werden. Diese Art breitet ihr Rastgebiet weiter elbaufwärts aus, mit bis zu 3.500 Ind. am 22.11. auf dem Niedermarschachter Werder/WL. Durch starke Westwinde stiegen die Bestände der Brandgans im Mühlenberger Loch/HH am 20.11. wieder bis auf 2.940 Ind. an. Am 05.11. wurden die Höchstzahlen von 603 Pfeifenten (Hahnöfersand/STD) sowie 7.740 plus 3.800 Krickenten (Mühlenberger Loch/HH bzw. Hahnöfersand/STD) auf den Süßwasserwatten erreicht. Auch Stockenten (max. 1.266 Ind. am 16.11. Haseldorfer Marsch/PI) und Löffelenten (bis 50 Ind. am 21.11. Alsterniederung/SE) hielten sich noch in größerer Zahl im Berichtsgebiet auf.

Die milde Witterung erleichtert vielen Arten die Nahrungssuche, so konnten bis zu zwei Rohrdommeln am 16.11. an der Kleientnahme Krümse/WL beobachtet werden. Dennoch gingen die Silberreiher-Bestände in den Unterelbmarschen im Vergleich zum Vormonat deutlich zurück, max. wurden 132 Ind. am 01.11. am Schafplatz am Hetlinger Schanzteich/PI gezählt. Wo ziehen sie wohl hin? Kornweihen (bis zu 3 Ind. am 14.11. in der Oberalsterniederung/SE) und Raufußbussarde (je max. 2 Ind. Wedeler Marsch/PI und Winsener Marsch/WL) besetzten ihre klassischen Rastgebiete. Während der Limikolen-Durchzug nicht mehr besonders auffällig war, wurde als typische Novemberart die Waldschnepfe mit bis zu 3 Ind. am 16.11. auf Pagensand/PI gesichtet. Leider stammten die meisten Meldungen wieder mal von „Glasscheiben-Opfern“ im städtischen Bereich. Durch die stürmischen Westwinde wurden bis zu 10 Zwergmöwen am 22.11. in die Elbe vor Neumühlen/HH verdriftet. Aus entgegen gesetzter Richtung und windunabhängig kommen Steppenmöwen zu uns, bis zu 13 Ind. nutzten am 08.11. das Nahrungsangebot auf dem St.Pauli-Fischmarkt/HH. Gleich 3 Raubwürger hatten am 04.11. ihre Winterreviere im Himmelmoor/PI besetzt. Nur noch selten sind artreine Nebelkrähen im Berichtsgebiet zu sehen, gleich 4 Ind. saßen am 18.11. am Niedermarschachter Werder/WL. Mit max. 6 Bergpiepern am 04.11. im Himmelmoor /PI setzt sich wohl der Trend zu niedrigen Winterbeständen der letzten Jahre fort. Interessant sind auch die Vorkommen des Fichtenkreuzschnabels (max. 40 am 22.11. Dänenteich/OD), da sogar im November mit Brutgeschehen zu rechnen ist. Auf größere Vorkommen des „Vogel des Jahres“ 2016 dem Stieglitz - sollte besonders geachtet werden, z. B. wurden 200 Ind. am 11.11. in der Steller Marsch/WL gemeldet. Hier scheint diese Art noch ausreichend Nahrung in der ansonsten ausgeräumten Agrarlandschaft zu finden. Erfreulich waren auch bis zu 20 Berghänflinge am 20.11. an ihrem traditionellen und letzten bekannten Schlafplatz am Hamburger Rathaus/HH.

Spärlichere Arten

Eine späte Ringelgans wurde am 23.11. an der Pinnaumündung/PI unter Graugänsen gesehen. Wie schon im Oktober gab es Meldungen der Kolbenente, je ein (dasselbe?) Ind. an der Kleientnahme Krümse/WL (07.11.) und auf dem Junkernfeldsee/WL (14.11.). Typisch für den November waren die Trauerenten-Beobachtungen: Ungewöhnlich war dennoch die Beobachtung eines Ind. am 10.11. auf dem Öjendorfer See/HH, da es dort in Gesellschaft einer Samtente Nahrung suchte. Ein diesjähriger Sterntaucher trieb sich vom 05.-09.11. im Hafengebiet/HH rum. Zu den wenigen „Sturmgästen“ auf der Unterelbe zählte je eine Dreizehenmöwe am 21.11. auf NSG „Pagensand“/PI und am 30.11. an der Wedeler Au-Mündung/PI. Während eine Schleiereule am 12.11. in der Wedeler Marsch/PI hoffentlich in der Nähe brüten wird, hat sich ein anderes Ind. am 25.11. am helllichten Tag verflogen und landete schutzsuchend auf dem Gebäude der Umweltbehörde in Wilhelmsburg/HH! Die bisher einzige Meldung des Herbstes vom Seidenschwanz stammt vom 16.11. mit 17 Ind. in Sülldorf/HH. Dagegen scheint sich bei östlichen „Trompeter“-Gimpeln ein Einflug anzudeuten, bis zu 6 Ind. wurden am 16.11. auf Pagensand/PI bestimmt.

Seltenheiten

Der November hat seinem Ruf als Monat der Seltenheiten wieder mal alle Ehre gemacht. Wenn auch nur zwei Irrgäste im Berichtsgebiet entdeckt wurden, hatten die es in sich: Ein Krabbentaucher, der am 20.11. am Hahnöfersand/STD durch den Weststurm in die Elbe flog, war erst der 4. Nachweis überhaupt und die erste echte Sichtbeobachtung. Der letzte wurde im November 2007 ermattet in einer Garage in Norderstedt/SE gefunden und je ein Ind. wurde Anfang bzw. Mitte des 20 Jh. „gesammelt“. Zum Vogel des Monats hat es trotzdem nicht gereicht, da - leider erst einige Tage später - der Fund einer toten Weißbrauendrossel am 06.11. in Winterhude/HH bekannt wurde. Dies ist der 1. Nachweis dieser extrem seltenen sibirischen Art im Hamburger Berichtsgebiet. Insgesamt gibt es noch keine 20 Nachweise in Deutschland, die meisten davon stammen aus dem 19. Jh. Interessanterweise wurde am 11.11. in Italien ebenfalls eine tote Weißbrauendrossel gemeldet!

Guido Teenck