Januar 2016 – eine kurzer, ruhiger Winter

Obwohl der Januar etwas winterlicher war, wirkte sich das nicht wesentlich auf die Vogelwelt aus. Der Trend zur Überwinterung vieler Arten setzte sich fort und auch nennenswerte Einflüge von Wintergästen blieben wie schon im Dezember aus.

 Überwinterung: wer kann, der bleibt - und beginnt schon mal mit dem Brutgeschäft

 Trotz des Wintereinbruchs wurden viele Arten, die schon im Dezember im Hamburger Raum ausharrten, auch im Januar weiterhin beobachtet. Der Rothalstaucher auf der Außenalster/HH blieb noch bis zum 06.01., ein weiteres Ind. tauchte am 03.01. an der Kleientnahme Krümse/WL und am 09.01. auf der Elbe bei Hachedesand/WL auf. Neben Meldungen aus den Überwinterungsgebieten der Rohrdommel am Öjendorfer See/HH und Steller See/WL gab es weitere ungewöhnliche Sichtungen: am 06.01. entdeckten Arbeiter ein Ind. auf einem Firmengelände in Neuland/HH zwischen Paletten und einen Tag später wurde eine Rupfung an der Hetlinger Schanze/PI gefunden. Noch am 19.01. saß eine Zwergschnepfe an den Volksdorfer Teichwiesen/HH und bis zu 4 Waldwasserläufer (15.01.) suchten am Stenzenteich/OD Nahrung. Die Schlafplätze der Waldohreule waren gut besetzt, bis zu 19 Ind. konnten am 24.01. in Estebrügge/STD gezählt werden. Das Nahrungsangebot reichte trotz des Frostes auch für bis zu 2 Zilpzalpe (25.01. Haseldorfer Marsch/PI), 2 Mönchsgrasmücken (10.01. Wellingsbüttel/HH), 2 Sommergoldhähnchen (18.01. Altonaer Balkon/HH - selten im Winter) und 300 Stare (01.01. Fahrenhorst/OD). Auf „Winterflucht“ war wohl eine Wasseramsel am 01.01. in der Wedeler Marsch/PI, die sonst an Bächen auf der Geest überwintert. Viele Januar-Meldungen gab es von Singdrossel, Schwarzkehlchen, Hausrotschwanz und Heckenbraunelle (bis zu 16 Ind. 03.01.Schenefeld/PI!). Auch Wiesenpieper (max. 50 Ind. 17.01. Mittlerer Landweg/HH), Bachstelzen (max. 4 Ind. 17.01. Feldmark östl. Garstedt/SE) und Rohrammern (max. 35 Ind. 11.01. Osdorf/HH) hatten das Berichtsgebiet nie ganz geräumt.

Dass für einige Arten die Brutsaison im Januar schon begonnen hatte, zeigten u. a. balzende Hohltauben am 25.01. im Wohldorfer Wald/HH und am 26.01. im Sandbargsmoor/PI. Sehr erfreulich sind auch die Meldungen von gleich 2 Schleiereulen-Paaren in Hetlingen/PI (15.01.) und eines weiteren besetzten Brutplatzes in Wohldorf/HH.

Wenig Zugbewegungen, aber viele stehen schon in den Startlöchern

Trotz des Kälteeinbruches Anfang des Jahres war kaum Winterflucht in der Vogelwelt zu bemerken. Auffällig waren nur 4 Rotmilane am 06.01. in der Wedeler Marsch/PI, die nach O zogen. Zu Beginn der zweiten Kältewelle zogen vermehrt Saatgänse in südliche bzw. westliche Richtung: Am 16.01. Trupps bis zu 1.200 Ind. (Hetlinger Schanzteich/PI) und am 17.01. bis zu 250 Ind. (Boberger Niederung/HH). Am selben Tag flogen auch 153 Kraniche über Wedel/PI nach SW, in Richtung der Rastgebiete in den niedersächsischen Mooren. Mit Umstellung der Wetterlage Ende des Monats zog gleich am 26.01. die erste Feldlerche über Borgfelde/HH nach NO. Da wohl viele Arten nicht weit nach Süden ausgewichen sind, ist mit einer frühen Heimkehr zu rechnen.

Entenvögel (und Wacholderdrosseln!) dominieren bei den Rastvögel

Die Winter-Rastbestände vieler Wasservögel im Elbtal erreichten im Januar wie üblich ihr Maximum: Bis zu 164 Höckerschwäne (08.01. Altenfeldsdeich/PI), 840 Kanadagänse (26.01. Appen-Etz/PI), 17.000 Weißwangengänse (29.01. Twielenflether Sand/PI), 270 Saatgänse (18.01. Groß Moor/WL), 3.000 Blässgänse (02.01. Rönne/WL), 900 Graugänse (28.01. Bullenhausen/WL), 1.751 Stockenten (16.01. Mühlenberger Loch/HH), 108 Tafelenten (24.01. Staustufe Geesthacht/WL), 22 Zwergsäger (22.01. Oortkaten/HH), 91 Gänsesäger (08.01. Borsteler Binnenelbe/STD) und 580 Kormorane (12.01. Schweenssand/HH) wurden gezählt. Zwei Raufußbussarde am 27.01. in der Winsener Marsch/WL waren schon auffällig, da es sonst nur wenige Meldungen von einzelnen Ind. gab. Den kalten Temperaturen trotzten bis zu 400 Kiebitze (15.01.) im Fährmannssander Watt/PI, und max. 537 Alpenstrandläufer wurden ebendort am 21.01. gezählt.

Sehr hoch ist die Zahl von 1.300 Ringeltauben am 17.01. in Neuhof/HH, die hier in den meisten Wintern einen Schlafplatz besetzen. Wie schon im letzten Winter tauchten kurzfristig bis zu 17.000 Wacholderdrosseln am 20.01. in Francop/HH auf, um die Reste in den Apfelplantagen zu ernten. Nur noch selten werden hingegen große Haussperlings-Ansammlungen gemeldet, wie die 80 Ind. am 10.01. an der Kleinen Alster/HH. Nach wie vor niedrig sind auch die Rastbestände des Bergpiepers, mit max. 14 Ind. am 27.01. im Nienwohlder Moor/OD. Auch bei den „Körnerfressern“ gab es wenig Auffälliges: Erwähnenswert sind 28 Gimpel am 31.01. in Farmsen-Berne/HH, 191 Grünfinken am 15.01. im Neuen Botanischen Garten/HH (dem einzigen bekannten, großen Schlafplatz dieser Art in Hamburg), 200 Stieglitze am 06.01. am Kiebitzbrack/HH sowie max. 450 Erlenzeisige am 21.01. im Wohldorfer Wald/HH. Am Schlafplatz der Berghänflinge am Hamburger Rathaus/HH konnten wie schon im Dezember bis zu 40 Ind. am 25.01. gezählt werden. Der größte Wintertrupp der Goldammer mit 100 Ind. wurde am 23.01. in Harksheide/SE entdeckt.

Ein ruhiger Monat, was die Raritäten angeht

Wer im Januar Vögel beobachtete, musste „hart arbeiten“, um belohnt zu werden: Wenn auch kein Wildvogel, war die männliche Moorente, die den ganzen Januar auf dem Eppendorfer Mühlenteich/HH verbrachte, doch hübsch anzuschauen. Ihr Ring hat mittlerweile die Herkunft aus dem Auswilderungsprojekt am Steinhuder Meer belegt. Sicher wild waren 2 Bergenten, die am 09.01. am Falkensteiner Ufer/HH elbabwärts flogen. Ein Weibchen dieser recht spärlichen Art konnte am 22.01. an der Bunthausspitze/HH bestimmt werden. Aufmerksames Gänse-Monitoring brachte am 15.01. eine Kurzschnabelgans im Nienwohlder Moor/OD zum Vorschein. Und am 17.01. wurde ein einsamer Seidenschwanz in Sasel/HH entdeckt.

Echte Seltenheiten gab es keine im Januar. Nicht unerwähnt bleiben soll aber der Grauspecht im Wohldorfer Wald/HH, der am 25.01. erneut gesichtet wurde und somit ins 6. Jahr seines Aufenthaltes geht! Spannend ist auch die erneute Meldung einer Halsbanddohle am 30.01. in Bahrenfeld/HH, die zwar wohl keine echte soemmerringii war (wie die meisten bei uns gemeldeten), zumindest aber der Übergangsform, dem sog. „polish type“, zugeordnet werden konnte.

 Guido Teenck