März 2016 – der Frühling kommt in die Gänge

Die relativ milde, trockene Witterung sorgte für einen gleichmäßigen Übergang vom Spätwinter zum Frühling, tiefe Nachttemperaturen dämpften aber fast bis Ende des Monats den avifaunistischen „Überschwang“.

Frühe Ankunft

Wie schon im Februar kehrten einige Vogelarten (aber nicht alle!) frühzeitig ins Berichtsgebiet zurück. Der erste Sandregenpfeifer traf am 05.03. in der Wedeler Marsch/PI ein, gefolgt von einem Kampfläufer am darauffolgenden Tag. Die erste Schwarzkopfmöwe inspizierte am 10.03. potenzielle Brutplätze auf der Pionierinsel/STD. Am selben Tag sang bereits eine Mönchsgrasmücke in Eimsbüttel/HH, während die ersten Heidelerchen am 13.03. (Holmer Sandberge/PI) eher spät dran waren. Recht früh wiederum war ein Blaukehlchen, mit der ersten Meldung am 17.03. aus der Unteren Seeveniederung/WL. Eine Uferschnepfe besuchte erstmalig am 18.03. die Billwerder Bucht/HH, am 20.03. wurden die ersten 3 Säbelschnäbler und der erste Rotschenkel in der Wedeler Marsch/PI gesehen. Relativ spät erreichte uns die Knäkente (24.03. Binnenhorster Teich/OD), während eine Rauchschwalbe am 24.03. am Mühlensand/HH vor ihrem Stichtag (30.03.) erschien. Danach nahm der „Vogel-Frühling“ richtig Fahrt auf: Am 25.03. balzten die ersten Flussregenpfeifer in der Wedeler Marsch/PI, am 26.03. wurden Rohrweihen aus der Haseldorfer Marsch/PI und Winsener Marsch/WL gemeldet. Gleich mehrere Fischadler zogen am 27.03. über den Hamburger Raum und die ersten beiden Flussuferläufer rasteten auf dem Kleinen Brook/HH. Der 28.03. brachte erste Steinschmätzer in die Wedeler und Haseldorfer Marsch/PI. Mit weiter steigenden Tagestemperaturen folgten am 30.03. Uferschwalbe und Fitis (beide an der Kleientnahmestelle Krümse/WL), am 31.03. Beutelmeise (Neuland/HH) und Wiesenschafstelze (Wedeler Marsch/PI), am 01.04. eine Mehlschwalbe am Mühlensand/HH und am 02.04. zwei Regenbrachvögel im Fährmannssander Watt/PI sowie ein Dunkler Wasserläufer am Hetlinger Schanzteich/PI.

Zuggeschehen

Da im März viele Großvogelarten auf ihrem Zug gen Norden den Hamburger Raum überqueren, ließ sich dieser Frühjahrszug gut beobachten. Zum Beispiel nutzen 54 Zwergschwäne am 19.03. die Elbe bei Bullenhausen/WL als Zugleitlinie. Nach einem Raufußbussard am 01.03. über Borgfelde/HH, zog eine Woche später ein Rotmilan an gleicher Stelle über die Stadt Richtung Norden. Auch Mäusebussarde wurden als typische März-Art ziehend gemeldet, z. B. ein Trupp mit 12 Ind. am 06.03. über Moorburg/HH. Kraniche zogen ebenfalls den ganzen Monat über, mit zwei herausragenden Zugtagen am 17.03. und 24.03. Auch innerstädtisch lassen sich interessante Zugbeobachtungen machen, wie eine Waldschnepfe am 03.03. in Bahrenfeld/HH und ein Girlitz am 02.04. in Ottensen/HH belegen.

Brutzeit

Viele Arten sind schon weit mit der Brut fortgeschritten, dazu zählen die Eulen. Interessante Meldungen gab es z. B. vom Waldkauz: Erneut wurde ein Ind. aus der Umgebung des Stadtparks gemeldet (11.03. Jarrestadt/HH). Vielleicht hat die Anwesenheit des Uhus dort zum Exodus der Waldkäuze geführt!? Abermals gab es einen Hinweis auf ein Steinkauz-Vorkommen im Nordosten des Berichtsgebietes, dieses Mal wurden Warnrufe am 16.03. in Delingsdorf/OD gehört. In der Nähe (Kranika/OD) wurden am 19.03. gleich 15 Fichtenkreuzschnäbel gesehen. Auch 13 Bartmeisen an 26.03. auf Pagensand/PI deuten auf eine gute Populationsdichte dieser nur an wenigen Stellen des Berichtsgebietes vorkommenden Art hin. Vom ebenfalls sehr lokal verbreiteten Rothalstaucher hatten bis zum 01.04. schon 3 Paare ihr Brutgebiet an den Timmerhorner Teichen/OD besetzt.

Rastvögel

Gerade Entenvögel beginnen im März mit dem Abzug in Richtung Brutgebiete. Am 06.03. rasteten morgens 91 Singschwäne in der Winsener Marsch/WL bevor sie gen Osten aufbrachen. Mit 10.500 Weißwangengänsen am 03.03. war die „winterliche“ Höchstzahl in der Wedeler Marsch/PI erreicht. Die Bestände der „grauen“ Gänse gingen dagegen im Vergleich zum Vormonat deutlich zurück: Max. 100 Tundrasaatgänse (05.03. Nienwohlder Moor/OD) und 910 Blässgänse (14.03. Winsener Marsch/WL) wurden gezählt. Auch die Brandgans-Maximalzahl im Mühlenberger Loch/HH lag mit 2.097 Ind. unter dem Februarbestand. Dagegen ist der März ein Schwimmenten-Monat, mit bis zu 180 Schnatterenten (03.03. Mühlensand/HH), 1.400 Krickenten (26.03. Mühlenberger Loch/HH), 55 Spießenten (20.03. Hetlinger Schanze/PI) und 80 Löffelenten (26.03. Winsener Marsch/WL). Das gute Nahrungsangebot in der Norder-elbe/HH nutzen max. 222 Gänsesäger am 13.03. Aber auch weiter elbaufwärts kamen noch genügend Fische an, wie bis zu 850 Kormorane am 10.03. bei Zollenspieker/HH zeigten. Dass auch die Außenalster als innerstädtisches Rastgewässer eine wichtige Funktion hat, zeigen Meldungen eines Rothalstauchers vom 11.-24.03., 6 Schwarzhalstauchern am 30.03. und, was noch überraschender war, einer Wasserralle am 11.03. und 15.03.

Ein seltener Anblick war eine Rohrdommel am 03.03. an einem Teich bei Wulksfelde/OD. Ein neuer Schlafplatz des Silberreihers im Butterbargsmoor/PI war mit bis zu 23 Ind. (26.03.) besetzt. Einen kurzen Zwischenstopp zur Nahrungssuche machte ein Merlin am 28.03. an der Pinnaumündung/PI. Die Rastbestände der Watvögel in der Wedeler Marsch/PI stiegen im Laufe des Monats deutlich an: bis zu 58 Austernfischer (23.03.), 731 Kiebitze (11.03.), 20 Sandregenpfeifer (10. u. 31.03.) und 12 Uferschnepfen (27.03.) wurden gezählt. Eine Zwergschnepfe saß am 10.03. an der Kleientnahmestelle Krümse/WL. Wenig begeistert waren die ansässigen Rabenkrähen von einer Sumpfohreule am 07.03. in der Wedeler Marsch/PI. Ein große Ansammlung von Rotdrosseln (500 Ind.) rastete am 24.03. im Duvenstedter Brook/HH. Wie schon den ganzen Winter waren Bergpieper eine ungewöhnliche Erscheinung, mit max. 4 Ind. am 10.03. in der Winsener Marsch/WL. Auch große Finkentrupps gab es nach wie vor kaum, da waren 300 Buchfinken (24.03. Nienwohlder Moor/OD) und 450 Erlenzeisige (06.03. Billetal/RZ) schon bemerkenswert. Weit abseits des bekannten Schlafplatzes am Hamburger Rathaus konnten 6 Berghänflinge am 24.03. in Nienwohld/OD bestimmt werden.

Seltenere Gäste

Wie schon im Februar wurde eine Ringelgans gemeldet, dieses Mal am 21.03. in der Wedeler Marsch/PI. Die beiden Kurzschnabelgänse an der Doven Elbe/HH blieben aus dem Vormonat bis mindestens zum 15.03., einzelne weitere Ind. rasteten am 16.-17.03. an der Kleientnahmestelle Krümse/WL und am 21.03. in der Wedeler Marsch/PI. Rostgänse wurden am 13.03. in Eschschallen/PI und am 26.03. auf dem Kleinen Brook/HH gesichtet. In die gleiche Kategorie gehören je eine Brautente am 01.03. (Öjendorfer See/HH) und 16.03. (Trittau/OD). Ab dem 19.03. „verschönerte“ ein Kolbenenten-Paar die Winsener Marsch/WL. Aus dem Rahmen fielen 25 Bergenten am 06.03. an der Pinnaumündung/PI, dagegen passten 2 Ind. am 09.03. zahlenmäßig eher ins Bild. Erstaunlich selten waren Trauerenten mit nur einer Meldung von 3 Ind. am 06.03. auf dem Binnenhorster Teich/OD. Ein Prachttaucher am 20.03. auf dem Großensee/OD stellt ebenfalls den einzigen Nachweis im März dar. Gleich zwei Beobachtungen eines ziehenden Schwarzstorches am 24.03. aus Schenefeld/PI und Ohlsdorf/HH könnten dasselbe Ind. betreffen, ein weiterer wurde am 26.03. in Dassendorf/RZ gesichtet. Interessant sind die relativ vielen Meldungen vom Seidenschwanz, u. a. hielten sich 4 Ind. vom 02.-18.03. in Rahlstedt/HH auf. Der Grauspecht aus dem Duvenstedter Brook unternahm mindestens zwei „Ausflüge“ Richtung Süden: Am 18.03. in Bergstedt/HH und am 01.04. in Volksdorf/HH.

Guido Teenck