April 2016 – Wetterkapriolen halten Vogelwelt nicht auf

Die milde Witterung zum Monatsbeginn sorgte für gute Zug-, Rast- und Brutbedingungen. Aber dann machte der April seinem Namen alle Ehre und gegen Ende durch einen Kälteeinbruch mit Nachtfrösten und viel Niederschlag den ersten Jungvögeln des Jahres das Leben schwer.

Frühe Ankunft vieler Langstreckenzieher

Wahrscheinlich aufgrund guter Wetterbedingungen in SW-Europa kamen viele Langstreckenzieher sehr früh im Berichtsgebiet an: Der früheste jemals gemeldete Schilfrohrsänger sang am 02.04. in der Winsener Marsch/WL. Am gleichen Tag erschien auch ein sehr frühes Braunkehlchen in der Wedeler Marsch/PI. Am 03.04. folgten die Erstbeobachtungen von Bruchwasserläufer (Winsener Marsch/WL), Klappergrasmücke (Othmarschen/HH), Gartenrotschwanz (Wedeler Marsch/PI) und Baumpieper (Duvenstedter Brook/HH) – ebenfalls alle recht zeitig. Der erste Flussuferläufer suchte am 06.04. in der Wedeler Marsch/PI Nahrung. Am 08.04. sang ein früher Trauerschnäpper in Aumühle/RZ. Zwei Tage später (10.04.) flog der erste Grünschenkel in der Winsener Marsch/WL. Typischerweise noch sehr verhalten sang ein Waldlaubsänger am 12.04. in Rahlstedt/HH. Eins der frühesten Ankunftsdaten (16.04.) wurde auch vom Mauersegler gemeldet, wie üblich vom Öjendorfer See/HH. Am selben Tag sangen eine Dorngrasmücke - ebenfalls noch sehr zaghaft - in der Haseldorfer Marsch/PI und eine Nachtigall in Tatenberg/HH. Dem ersten Wendehals am 17.04. in Moorburg/HH folgten viele weitere Meldungen – es scheint ein gutes Jahr für diese Art zu sein. Am 18.04. sang sowohl der erste Feldschwirl als auch Rohrschwirl in der Winsener Marsch/WL. Nicht weit entfernt am Steller See/WL flog am 20.04. die erste Wiesenweihe und in der Wedeler Marsch/PI die erste Trauerseeschwalbe des Jahres. „Pünktlich“ war ein Teichrohrsänger am 23.04. in der Haseldorfer Marsch/PI, genauso wie der erste Grauschnäpper am 26.04. in Boberg/HH. Gut möglich, dass diese Arten schon früher im Berichtsgebiet waren, sich aufgrund der kalten Witterung aber nicht „gemeldet“ haben. Gleiches könnte auch auf den Kuckuck zutreffen, der erstmalig am 27.04. – und damit später als im Mittel - aus der Wedeler Marsch/PI und Rethfurt/OD gemeldet wurde. Zum üblichen Termin zog der erste Wespenbussard am 30.04. über Ottensen/HH nach Nordost.

Frühe Brutzeit, früher Schlupf

Bereits im März waren die ersten Stockenten geschlüpft, so konnten z. B. 4 Dunenjunge am 02.04. an der Außenalster/HH festgestellt werden. Auch in der Graureiher-Kolonie am Bramfelder See gab es schon am 03.04. Nachwuchs. Am gleichen Tag gelang der einzige Nachweis eines balzenden Raufußkauzes in den Harburger Bergen/HH. Ein trauriges Schicksal erlitt eine Graugans-Familie auf dem Ohlsdorfer Friedhof/HH, während am 04.04. noch 4 Pulli mit den Eltern gesehen wurden, lagen am nächsten Tag Rupfungs-Reste der Mutter und ein Küken tot am Nest. Ihre Standorttreue stellten gleich 3 Kiebitz-Paare im Neubaugebiet in Othmarschen/HH unter Beweis, ein Paar brütete ab 04.04. auf einem Hausdach, ein weiteres auf einem Nachbarhaus und ein drittes arttypisch auf dem Boden. Städtische Reviere wurden auch vom Uhu gemeldet, z. B. am 04.04. auf dem Friedhof Altona/HH. Große Saatkrähen-Kolonien, wie eine mit 700 Paaren in Kisdorf/SE (07.04.), gibt es im Stadtgebiet keine mehr. Die ersten frisch geschlüpften Kraniche konnten zur Freude der Beobachter bereits am 09.04. im Duvenstedter Brook entdeckt werden. Ein neues Vorkommen der Mandarinente wurde am 14.04. aus dem Niendorfer Gehege/HH gemeldet. Dagegen kann ein Raubwürger ebenfalls am gleichen Tag in der Wedeler Marsch/PI durchaus noch ein Durchzügler gewesen sein. Wie schon im letzten Jahr brüteten Nilgänse sehr innenstadtnah auf dem Entenwerder/HH, am 17.04. wurden dort 12 Gössel mit ihren Eltern gezählt. Bis zu 5 Bartmeisen (18.04.) in der Winsener Marsch/WL sprechen für ein dortiges Brutvorkommen. Erfreulicherweise gab es wie schon 2015 aus dem Osten des Berichtsgebietes einen Brutnachweis des Gänsesägers, am 22.04. wurde bei Hamfelde/RZ ein Weibchen mit 7 wenige Tage alten Jungen beobachtet. Am 25.04. schwammen die ersten jungen Kanadagänse in Bramfeld/HH und am 28.04. wurde im Osterbekkanal/HH das erste Haubentaucher-Küken auf dem Rücken eines Altvogels entdeckt. Auch die Kolkraben im Volkspark/HH haben wieder erfolgreich gebrütet, wie 3 Jungvögel am 28.04. zeigten. Und am 30.04. hatten die ersten Haussperlinge in Neu Wulmstorf/WL bereits das Nest verlassen.

April ist einer der interessantesten Monate für Rastvögel

Während die Rastbestände der Entenvögel durch den Abzug in die Brutgebiete im April weiter zurückgingen, nahm die Artenvielfalt jahreszeitgemäß zu. Am 24.04. rasteten noch 140 Höckerschwäne an der Bodenentnahme Eichholz/WL und auch die Maximalzahl der Weißwangengänse in der Wedeler Marsch/PI lag mit 10.000 Ind am 22.04. auf hohem Niveau. Wie groß der Anteil von Nichtbrütern an der Population ist, zeigten 460 Graugänse am 19.04. in Kirchwerder/HH. Mit max. 453 Brandgänsen am 09.04. im Mühlenberger Loch/HH sank der dortige Rastbestand deutlich ab. Dafür schwammen bis zu 6 Mittelsäger am 27.04. an der Pinnaumündung/PI und Zwergsäger wurden bis zum 26.04. an der Winsener Marsch/WL beobachtet. Deutlich sinkende Zahlen gab es auch beim Silberreiher mit max. 23 Ind.am 01.04. in der Haseldorfer Marsch/PI. Der wahrscheinlich letzte Raufußbussard dieses Winters wurde am 08.04. aus dem Tävsmoor/PI gemeldet und am 21.04. hielten sich noch 2 Kornweihen in der Alsterniederung/SE auf.

Deutlich bemerkbar machte sich im April der Durchzug der Limikolen. Bis zu 20 Säbelschnäbler (26.04. Wedeler Marsch/PI), 220 Große Brachvögel (14.04. ziehend über Wedel/PI), 11 Regenbrachvögel (03.04.2016 Wedeler Marsch/PI), 4 Pfuhlschnepfen (21.04. Bishorster Sand/PI), 3 Zwergschnepfen (09.04. Winsener Marsch/WL), 7 Dunkle Wasserläufer (28.04. Wedeler Marsch/PI) und 9 Bruchwasserläufer (22.04. Wedeler Marsch/PI) rasteten im Elbtal. Der 14.04. brachte offenbar für den Hamburger Raum ungewöhnlich massiven Durchzug des Großen Brachvogels mit sich, wie mehrere Meldungen von größeren Rastansammlungen an diesem Tag sowie der nächtliche Durchzug über Wellingsbüttel andeuten. Auch die Lariden waren mit max. 20 Zwergmöwen (23.04. Wedeler Marsch/PI) und 6 Küstenseeschwalben (19.04. Fährmannssander Watt/PI) gut vertreten. Interessant sind Meldungen der Sumpfohreule (max. 2 Ind. am 13.04. Winsener Marsch/WL), es sollte auf mögliche Brutvorkommen geachtet werden. Schlechtes Wetter zwang am 24.04. ca. 500 Rauchschwalben und 200 Mehlschwalben am Öjendorfer See/HH zum Zwischenstopp. Dass der April der Monat der Ringdrosseln ist, beweisen bis zu 7 Ind. am 04.04. in der Winsener Marsch/WL. Am 02.04. rasteten 300 Rotdrosseln bei Ohe/SE und am 03.04. wurden noch 27 Berghänflinge am Schlafplatz in der Fassade des Rathaus/HH gezählt.

Es gab im April viele weitere sehr spannende Beobachtungen im innerstädtischen Bereich, zum Beispiel an der Außenalster/HH: Dort rasteten allein am 05.04. 7 Schnatterenten, 8 Pfeifenten, 3 Krickenten, 12 Löffelenten, 4 Schellenten, 16 Zwergtaucher und 6 Schwarzhalstaucher! Nachdem dort schon am 04.04. ein Fischadler gesichtet wurde, zog am 05.04. auch eine Heidelerche über die Stadt. Und als absolutes Highlight besuchte am 14.04. ein Ohrentaucher im Prachtkleid das Gewässer. Noch näher an der City, nämlich an der Binnenalster/HH, wurden bis zu 12 Heringsmöwen (17.04.) und, was viel erstaunlicher ist, eine singende Dorngrasmücke (18.04.) entdeckt. Ebenfalls am 18.04. zog ein Schwarzmilan über Borgfelde/HH Richtung SE und in Winterhude/HH konnte wieder ein Waldohreulen-Vorkommen nachgewiesen werden. Erstaunlich ist auch, dass trotz Industrie und Autobahn das NSG Holzhafen/HH ein Tüpfelsumpfhuhn angelockt hat, das dort ab 29.04. rief.

Seltenere Gäste

Wie das ganze bisherige Jahr war auch der April recht ruhig, was spektakuläre Arten anging. Ein einsamer später Seidenschwanz flog am 12.04. im Stellmoorer Tunneltal/HH. Typisch für diesen Monat war ein Strandpieper am 16.04. an der Wedeler Au-Mündung/PI. Wie schon im März hielt sich eine Rostgans am 28.04. in Eschschallen/PI auf. Ebenfalls am 28.04. besuchte ein Steinwälzer die Wedeler Marsch/PI und am darauffolgenden Tag flog ein Schwarzstorch über die Winsener Marsch/WL nach S.

Guido Teenck