August 2016 – die Ruhe trügt

Stille Gärten, Parks und Wälder, unauffälliges Rast- und Zuggeschehen – wie gewohnt scheint das Vogelleben im Spätsommer fast still zu stehen.

Doch wie üblich trügt der Schein (und die Ruhe): viele Arten sind noch mit Spät-, Zweit- oder Drittbruten beschäftigt, gut versteckt in der üppigen Vegetation. Die Gesangsperiode ist vorüber und mauserbedingt sind die meisten Vögel sehr heimlich oder halten sich an sicheren, unzugänglichen Plätzen auf. Und die ersten Arten ziehen fast unbemerkt, weil meist nachts, wieder Richtung Überwinterungsgebiete ab.

Spätes Brutgeschehen

Obwohl die Brutzeit langsam zu Ende geht, gab es noch einige interessante Meldungen: Am 10.08. wurde eine weibliche Mandarinente auf dem Schleusenteich in Poppelbüttel/HH beobachtet – diese Art scheint langsam (wieder) auf dem Vormarsch in Hamburg zu sein. Eine späte Wachtel rief am 21.08. an der KeSt Krümse/WL. Zu den letzten Rebhuhn-Gebieten im Berichtsgebiet zählt das Rübker Moor/WL, wo 2 Ind. am 21.08. gesehen wurden. Die Meldung einer Baumfalken-Familie am 13.08. in Wellingsbüttel/HH spricht für eine erfolgreiche Brut auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Am 04.08. wurde ein Tüpfelsumpfhuhn am Hoisdorfer Teich/OD entdeckt, was auch schon ein umherstreifendes Ind. gewesen sein könnte. Nicht brutverdächtig, aber im typisch urbanen Habitat, hielt sich ein Flussregenpfeifer am 16.08. in einer Baugrube in Hohenfelde/HH auf. Oft sind im August die durchdringenden Rufe junger Waldohreulen zu hören: Nachweise gab es aus Schnelsen/HH (04.08. 2 Ind.), Rausdorf/OD (05.08. 1 Ind.) und Curslack/HH (18.08. 3 Ind.).

Der Wegzug ist bereits in vollem Gange

Späte Meldungen - und damit vorläufige Letztbeobachtungen - gab es vom Pirol am 03.08. (KeSt Krümse/WL), Gelbspötter am 18.08. (Ohmoor/SE), Sumpfrohrsänger am 19.08. (Wedeler Marsch/PI) und Kuckuck am 21.08. (Duvenstedter Brook/HH). Etwas auffälliger verläuft der Abzug bei den Tagziehern, z. B. zogen am 05.08. 60 Kormorane über der Stadt (Berliner Tor/HH) Richtung NW und am 08.08. 30 Uferschwalben im Trupp über Ottensen/HH gen SW. Dort konnte am 17.08. ein Schwarzmilan auf seinem Weg Richtung Süden beobachtet werden und ein jagender Baumfalke am 19.08. am Berliner Tor/HH war bestimmt auch ein Durchzügler. Außerdem zogen am selben Tag 20 Weißstörche über der Kollauniederung/HH nach SW, was das Monatsmaximum darstellt. Eine typische Art der letzten Augustwoche ist der Wespenbussard, mit bis zu 62 durchziehenden Ind. am 25.08. in der Wedeler Marsch/PI sowie 31 Ind. über Ottensen/HH bzw. 15 Ind. über Wedel/PI am 27.08. Dass sich die Zugplanbeobachtung auch schon im August lohnt, zeigten u.a. 60 ziehende Baumpieper am 27.08. am Hamburger Yachthafen/PI.

Zunehmende Zahlen bei den Rastvögeln

Wie schon im Vormonat waren es v.a. Enten- und Watvögel, die das Rastgeschehen bestimmten. Mit max. 3.670 Krickenten am 17.08. im Mühlenberger Loch/HH und der Hahnöfer Nebenelbe/STD wurde ein sehr hoher Sommerbestand erreicht. Auch die Höchstzahl der Stockente lag mit 2.698 Ind. am 17.08. im Mühlenberger Loch/HH deutlich über dem Juliwert. Eine große (Mauser-?)Ansammlung mit 170 Reiherenten gab es auf dem Öjendorfer See/HH (02.08.). Ein einsamer Schwarzhalstaucher schwamm am 07.08. auf einer Kiesgrube in Hambergen/OD. Größere nachbrutzeitliche Kranich-Trupps wurden u.a. am 20.08. mit 53 Ind. an Bodenentnahme Eichholz/WL gezählt. Während ein Austernfischer am 13.08. im Stadion auf dem Heiligengeistfeld/HH sicher wenig erfreut über den Saisonauftakt von St. Pauli war, genossen bis zu 24 Ind. (17.08.) das Nahrungsangebot im artspezifischeren Mühlenberger Loch/HH. Ungewöhnlich hohe Limikolen-Rastbestände wurden von der Unterelbe gemeldet: max. 450 Goldregenpfeifer (17.08. Bishorster Sand/PI), 861 Kiebitze (04.08. Fährmannssander Elbwatt/PI), 125 Sandregenpfeifer (17.08. Pinnaumündung/PI - sehr hohe Zahl!), 8 Uferschnepfen (09.08. Haseldorfer Marsch/PI - selten auf dem Wegzug), 24 Flussuferläufer (17.08. Haseldorfer Binnenelbe/PI), 29 Kampfläufer (20.08. Fährmannssander Elbwatt/PI), 2 Steinwälzer (15.08. Pinnaumündung/PI) , 6 Knutts (27.08. Wedeler Marsch/PI), je 1 Temminckstrandläufer (16.08., 17.08. und 20.08. Wedeler Marsch/PI) und 45 Sichelstrandläufer (25.08. Pinnaumündung/PI) wurden gezählt. Aber auch in der Oberalsterniederung/SE gab es, wie schon auf dem Frühjahrszug, gute Rastmöglichkeiten, die max. 10 Grünschenkeln am 12.08. und 25 Bruchwasserläufern am 04.08 nutzten. Erstaunlich häufig waren Steinwälzer, außer den Beobachtungen in den Unterelbmarschen, hielten sich 2 Ind. am 21.08. auf Kreetsand/HH sowie eines vom 21.-23.08. im Holzhafen/HH auf. Hier wurde am 17.08. auch die Maximalzahl von 5 Zwergstrandläufer registriert.

Durch Zuzug aus nordöstlichen Brutgebieten, stieg die Zahl der Lachmöwen im Mühlenberger Loch/HH auf max. 6.630 Ind. am 17.08. Dort hielten sich am selben Tag bereits 282 Silbermöwen auf. Wie üblich im Spätsommer stieg auch die Zahl der beobachteten Mittelmeermöwen, mit je 2 Ind. am 07. und 21.08. am Hamburger Fischmarkt/HH. Während die andere „Weißkopfmöwe“, die Steppenmöwe, mit bis zu 17 Ind. (07. und 14.08. ebenfalls am Hamburger Fischmarkt/HH) wie gewohnt deutlich häufiger war. Sehr selten, mit jeweils nur einer Meldung in diesem Monat, waren Trauerseeschwalbe (05.08. KeSt Krümse/WL) und Flussseeschwalbe (09.08. Landungsbrücken/HH). Recht schnell verlief der Abzug der Mauersegler, größere „Schlechtwetter“-Rasttrupps wurden am 04. und 09.08. mit je 100 Ind. im Mühlenberger Loch/HH beobachtet. Die erste Thunbergschafstelze auf dem Wegzug wurde am 24.08. an der Bodenentnahme Eichholz/WL entdeckt. Erstaunlich groß war ein Trupp mit 100 Bachstelzen am 09.08. in der Haseldorfer Marsch/PI. Und bis zu 120 Stieglitze (23.08.) ernteten die Disteln in Wedeler Marsch/PI ab.

Interessante Beobachtungen lassen sich im August an Schlafplätzen machen, z. B. am Hetlinger Schanzteich/PI, der ein traditioneller Schlafplatz für Nilgänse (max. 56 Ind. am 12.08.) und Silberreiher (max. 47 Ind. am 25.08.) ist. Von vielen anderen Arten werden selten Schlafplätze gefunden, umso erfreulicher sind die Meldungen von 280 Grünfinken (09.08.) sowie 44 Großen Brachvögeln (26.08.) an der KeSt Krümse/WL. Deutlichen Zuwachs erhielt auch der Staren-Schlafplatz im Heuckenlock/HH, mit bis zu 15.800 Ind. am 24.08.

Seltenere Gäste unter den Herbstdurchzüglern

Wie schon im Frühjahr rastete am 25.08. eine Kolbenente an der KeSt Krümse/WL. Mehrere Meldungen vom Schwarzstorch spiegeln die Ausbreitung dieses scheuen Waldvogels wieder: Gleich 3 Ind. zogen am 05.08. über Poppenbüttel/HH nach S, es folgten 2 Ind. am 08.08. über Wohld/PI gefolgt von einem Ind. am 15.08. an den Drager Ziegeleiteichen/WL. Dass Raubmöwen das Berichtsgebiet nicht nur bei Weststürmen erreichen, zeigte ein Ind. am 23.08. an der Pinnaumündung/PI, das allerdings unbestimmt blieb.

Ausnahmeerscheinungen

Die schon seit Ende letzten Jahres anwesende Moorente aus dem Wiederansiedlungsprojekt am Steinhuder Meer wurde am 02. und 24.08. erneut am Eppendorfer Mühlenteich/HH beobachtet. Seinen Ruf als guter Greifvogelmonat erneuerte der August, als am 16.08. ein immaturer Steinadler am Rande des Duvenstedter Brooks/OD auftauchte und von einem Seeadler zügig Richtung W aus dem Gebiet eskortiert wurde. Dies ist der Vogel des Monats und bei Anerkennung durch die ASK der 16. Nachweis im Berichtsgebiet. Er passt gut zu den vermehrten Beobachtungen in Schleswig-Holstein der letzten Jahre. Am 31.08. besuchte dann auch noch ein Rotfußfalke das Berichtsgebiet, typischerweise über dem Insekten-reichen Himmelmoor/PI. Etwas häufiger als der Steinadler, aber nicht alljährlich (daher ebenfalls dokumentationspflichtig bei der ASK) werden Teichwasserläufer bei uns gesehen. Ein Ind. hielt sich vom 23.-27.08. am Mühlenteich in Gräberkate/OD auf. In den letzten Jahren sind Meldungen der Gelbkopf-Schafstelze an der Unterelbe deutlich rückläufig und so wäre das Ind. am 25.08. in der Wedeler Marsch/PI der einzige Nachweis in diesem Jahr. Allerdings ist die Bestimmung von weibchenfarbenen Vögeln sehr schwierig, besonders da Hybriden nicht ausgeschlossen werden können.

Guido Teenck