November 2016 – ein durchschnittlicher Monat

Der November war sowohl witterungsmäßig als auch, was die Vogelwelt angeht, eher unauffällig. Zwar war die erste Monatshälfte kühler als im Mittel, ein richtiger Wintereinbruch mit großflächig vereisten Gewässern und Winterflucht blieb aber aus. Zum Monatsende hin sorgten dann milde Luftmassen für erste Frühlingsgefühle mit steigender Gesangsaktivität bei einigen Stadtvögeln.

Abzug und Überwinterung gehen ineinander über

Wie üblich verließen im November die letzten „Sommervögel“ das Berichtsgebiet, z. B. flog ein später Austernfischer am 06.11. über den Südwesthafen/HH. Am 13.11. wurde noch eine Heringsmöwe am Hamburger Fischmarkt/HH gesehen sowie letztmalig gleich zwei Beutelmeisen und eine Singdrossel in der Winsener Marsch/WL. Vier Schwarzkehlchen harrten bis mindestens 17.11. im Wedeler Autal/PI aus. Wahrscheinlich bleiben sie noch länger, solange es keinen richtigen Wintereinbruch gibt. Wie schon im letzten Jahr gab es wieder eine sehr späte Kampfläufer-Beobachtung am 19.11. (6 Ind. Bishorster Sand/PI) und am 22.11. rastete sogar noch ein Grünschenkel in der Winsener Marsch/WL. Die bisherigen Letztbeobachtungen von Mönchsgrasmücke (21.11. Bergstedt/HH) und Zilpzalp (24.11. Langenhorn/HH) werden sicher nicht die letzten gewesen sein, da es bei anhaltend milder Witterung zu Überwinterungs-Versuchen dieser Arten kommt. Ähnliches gilt auch für das Sommergoldhähnchen (letztmalig am 26.11. in Ahrensburg /OD) und die Bachstelze (29.11. Winsener Marsch/WL). Umgekehrt kommen Bergpieper im Herbst sogar zu uns, um den Winter im milden Norden zu verbringen, bis zu 5 Ind. wurden gemeldet (11.11. Neuländer Marsch/HH).

Wenig nennenswertes Zuggeschehen

Ungewöhnlich war, dass es diesen Monat kaum noch größere Zugbewegungen im Berichtsgebiet gab. Besonders die sonst typischerweise in der ersten Novemberhälfte auffälligen Ringeltauben und Drosseln zogen nur noch sehr schwach. Lediglich einige Großvogelarten sind erwähnenswert, wie z. B. 30 Zwergschwäne, die am 03.11. über Mümmelmannsberg/HH gen Westen flogen. Am gleichen Tag – und typisch für diese Zeit - wurden 21 Mäusebussarde über der Wedeler Marsch/PI Richtung Süden ziehend gezählt. Gleich mehrfach wurden Merline beobachtet, u. a. am 06.11. über dem Südwesthafen/HH. Gute Zugtage für Kraniche waren der 03.11. (68 Ind. über Kirchwerder/HH durchziehend NW) und 27.11. (55 Ind. Neuenfelde/STD Richtung Südost). Die Zugrichtungen sprechen aber eher für einen Austausch zwischen norddeutschen Rastgebieten als einen Abzug nach Frankreich und Spanien.

Die Rastbestände der Wasservögel im Elbtal sind aufgefüllt

Wie üblich dominierten die Entenvögel das Rastgeschehen. Da es schon länger keine größeren Rastplätze von Schwänen im Hamburger Raum gibt, sind 117 Höckerschwäne (11.11. Winsener Marsch/WL) und 30 Singschwäne (19.11. Kayhuder Moor/SE) bereits die Höchstzahlen des Monats. Dagegen dehnen Weißwangengänse ihr Rastgebiet von der Unterelbe weiter elbaufwärts aus, mit max. 2.500 Ind. am 28.10. in Geesthacht/RZ. Sie ist die häufigste „Winter-Gans“ im Berichtsgebiet, wie die Höchstzahlen von 500 Tundrasaatgänsen und 2.500 Graugänsen (21.11. Nienwohlder Moor/OD) sowie 1.100 Blässgänsen (21.11.2016 Winsener Marsch/WL) zeigen. Weiterhin recht hoch waren die Rastbestände auf den Süßwasserwatten der Elbe, mit max. 1.397 Brandgänsen (22.11. Mühlenberger Loch/HH), 1.580 Pfeifenten (07.11. Hahnöfersand/STD) und 6.070 Krickenten (07.11. Mühlenberger Loch/HH). Eine gute Nahrungsgrundlage fanden bis zu 155 Reiherenten (27.11.) im Eichbaumsee/HH. Im Nachklang des Meeresenten-Einfluges Ende Oktober wurden auch im November noch Bergenten (2 Ind. 01.11. Außenalster/HH u. 1 Ind. 12.11. Binnenhorster Teich/OD) sowie Trauerenten (13 Ind. 30.10. Geesthacht/HH, 4 Ind. 04.11. Außenalster/HH und 1 Ind. 13.11. Öjendorfer See/HH) gemeldet. Deutlich höher als im Vormonat war die Höchstzahl von 43 Gänsesägern am 11.11. auf dem Hetlinger Schanzteich/PI. Dagegen lag das Maximum am dortigen Silberreiher-Schlafplatz mit 49 Ind. am 11.11. weit unter dem Oktoberwert.

Der Durchzug von Limikolen ist im November weitestgehend abgeschlossen. Lediglich einige Kiebitzregenpfeifer (bis zu 2 Ind. am 07. und 17.11.) rasteten noch an der Elbe. Ansonsten wurden in größerer Zahl nur noch die Arten mit Überwinterungs-Tendenz gemeldet: maximal 186 Goldregenpfeifer (09.11. Wedeler Marsch/PI), 380 Kiebitze (19.11. Fährmannssander Watt/PI), 26 Große Brachvögel (04.11. Hachedesand/WL), 1 Zwergschnepfe (02.11. Osdorfer Feldmark/HH) und 320 Alpenstrandläufer (30.11. Wedeler Marsch/PI). Wie gewohnt nahm die Zahl der Steppenmöwen am Hamburger Fischmarkt/HH weiter zu, bis zu 30 Ind. waren es am 20.11., hingegen konnten nur max. 2 Mittelmeermöwen (15.11. Altona Fischereihafen/HH) bestimmt werden. Bis zu 2 Sumpfohreulen rasteten am 11.11. in der Winsener Marsch/WL – vielleicht ist hier das Mäuseangebot besser als in den übrigen Gebieten? Am selben Tag wurden dort auch 10 Feldlerchen gesichtet, die Höchstzahl des Novembers. Noch deutlich „Luft nach oben“ gibt es bei den Wacholderdrosseln in den Süderelbe-Obstmarschen/STD (max. 1.000 Ind. am 20.11.). Bleibt abzuwarten, ob sich auch diesen Winter erneut Ansammlungen von weit über 10.000 Ind. bilden. Neben Obstresten stehen jetzt Samen und Früchte bei vielen Singvogelarten ganz oben auf dem Speiseplan. An guten Nahrungsquellen bilden sich daher größere Trupps der „Körnerfresser“, z. B. bis zu 36 Kernbeißer am 06.11. in Bramfeld/HH, 23 Fichtenkreuzschnäbel am 12.11. im Sandbargsmoor/PI, 100 Stieglitze am 13.11. am Kiebitzbrack/HH, 32 Bluthänflinge am 16.11. im Wedeler Autal/PI, 60 (!) Berghänflinge am 15.11. bei Eichholz/WL, 35 Birkenzeisige am 15.11. in Ahrensburg/OD sowie 100 Goldammern am 13.11. in der Winsener Marsch/WL. Erfreulich ist, dass auch der Schlafplatz der Berghänflinge in der Fassade des Hamburger Rathauses/HH mit bis zu 26 Ind. am 30.11. wieder besetzt war. Eine weitere alljährliche Besonderheit waren 2 Schneeammern, die vom 03.-09.11. bei Fährmannssand/PI rasteten, während Einzelvögel im Zollenspieker Vorland/HH (13.11.) bzw. der Winsener Marsch/WL (03.11.) eher aus dem Rahmen fielen.

Seltenere Gäste

Erstaunlich oft wurden im November Ringelgänse gemeldet, mit bis zu 9 durchziehenden Ind. am 03.11. über Walter-Möller-Park/HH mitten in der Stadt! Zwar keine Wildvögel, aber trotzdem hübsch anzuschauen war je eine Brautente am 13.11. (Poppenbütteler Schleuse/HH) und 29.11. (Hahnheide/OD). Obwohl Ohrenlerchen an der Nordseeküste regelmäßig in größerer Zahl überwintern, sind sie Berichtsgebiet nicht alljährlich anzutreffen: Ein Ind. rastete vom 03.-05.11.2016 in der Wedeler Marsch/PI. Erfreulicherweise hat der im Oktober angekündigte Seidenschwanz-Einflug tatsächlich Fahrt aufgenommen: Fast täglich gab es Meldungen von Trupps im zweistelligen Bereich aus dem ganzen Stadtgebiet, max. waren es 69 Ind. am 25.11. in Schnelsen/HH. Auch einzelne Wasseramseln haben Skandinavien verlassen und ihre Winterquartiere bei uns bezogen. Die traditionellen Rastplätze in Lokstedt/HH, Aumühle/RZ und Wohldorf/HH wurden im Laufe des Monats besetzt. An letzterem konnten sogar 2 Ind. nachgewiesen werden. Ebenfalls im Doppelpack (was sehr ungewöhnlich ist) traten 2 Spornammern am 11.11. in der Winsener Marsch/WL auf. Dies ist die erste und bisher einzige Meldung im Jahr 2016 im Berichtsgebiet. Auch der Ort ist außergewöhnlich, meist wird diese nicht alljährliche Art an der Unterelbe gesehen. Die bemerkenswerteste Beobachtung des Monats stammt allerdings aus Stemwarde/OD, wo am 23.11. ein Sperlingskauz in einem Garten rastete! Er hat wohl einen Ausflug aus dem Sachsenwald gemacht.         

Guido Teenck