Februar 2017 – schneller Start in den Vorfrühling

Nachdem in der ersten Februarhälfte das kalte Ostwindwetter vom Januar fortdauerte, wechselte zur Monatsmitte die Windrichtung auf westliche Richtungen und brachte warme Luft sowie Regen vom Atlantik. Damit begann der vogelkundliche Frühling mit stark zunehmender Gesangsaktivität und ersten Zugbewegungen.

Die Brut- und Zugzeit beginnt

Bereits Anfang des Monats besetzten viele Arten ihre Brutplätze, z. B. 2 Gebirgsstelzen am 02.02. in Wedel/PI. Da für Fichtenkreuzschnäbel theoretisch immer Brutzeit ist, sind Nachweise aus möglichen Bruthabitaten, wie 8 Ind. am 03.02. im Schnaakenmoor/HH zu jeder Jahreszeit interessant. Schon seit längerem gibt es vermehrt Mandarinenten-Meldungen an potenziellen neuen Brutgewässern aus dem westlichen Teil des Berichtsgebietes. Nach 8 Ind. am 08.02. am Krupunder See/PI, wurden bis zu 9 Ind. am 27.02. aus Lurup/HH gemeldet. In voller Frühlingsstimmung bauten am 21.02. die ersten Blaumeisen in Volksdorf/HH an ihrem Nest. Andere Arten kehrten, nach einzelnen wohl meist erfolgreichen Überwinterungsversuchen, im Februar aus ihren nicht weit entfernten Winterquartieren zurück. Am 05.02. tauchte ein Hausrotschwanz an der Wedeler Au/PI auf. Die ersten adulten Heringsmöwen wurden am 10.02. im Baakenhafen/HH gesehen. Zilpzalpe wurden auch außerhalb der städtischen Wärmeinsel zahlreicher, z. B. am 17.02. in Wohldorf/HH. Gleich zu acht erreichten Austernfischer am 22.02. die Elbe am Köhlbrand/HH und am folgenden Tag suchten schon 4 Weißstörche in Stöckte/WL nach Nahrung. Am Monatsende (27.02.) trafen dann 3 Sandregenpfeifer an der Borsteler Binnenelbe/STD ein.

Im Unterschied zum Vormonat war das Zuggeschehen im Februar bereits deutlicher Richtung Brutgebiete ausgerichtet. So flog der Großteil der Blässgänse gen Osten: gute Zugtage waren der 04.02. mit 3.410 Ind. über Moorburg/HH und der 15.02. mit 4.000 Ind. über Geesthacht/RZ. Am gleichen Tag zog eine frühe Heidelerche über Ottensen/HH nach Nordost. Eine Ausnahme waren allerdings 50 Zwergschwäne, die am 16.02. über St. Georg/HH nach Süden flogen. Nicht nur was den Ort betrifft, auch zahlenmäßig war das eine außergewöhnliche Meldung. Generell nahm die Zugaktivität in der zweiten Monatshälfte deutlich zu, z. B. beim Kranich mit u. a. 100 Ind. am 18.02. über Geesthacht/RZ.

Rastende Heimkehrer und Überwinterer

Wie schon im Januar rasteten die meisten Höckerschwäne (max. 320 Ind. am 14.02.) und Singschwäne (max. 49 am 11.02.) im Osten des Berichtsgebietes. Hingeben wurde die Höchstzahl von Zwergschwänen (22 Ind. am 15.02.) in Wakendorfer Moor/OD erreicht. Seit einigen Wintern dehnt die Weißwangengans ihr Rastgebiet immer weiter elbaufwärts aus, bis zu 2.000 Ind. waren es am 15.02. am Schlafplatz in Geesthacht/RZ. Ebenfalls im Osten fanden sich die größten Ansammlungen rastender Tundrasaatgänse (170 Ind. am 15.02. Winsener Marsch/WL) und Blässgänse (2.100 Ind. am 17.02. Seeveniederung/WL). Zum Ende des Monats nahm die Zahl der Schwimmenten deutlich zu, bis zu 22 Spießenten (26.02. Wedeler Marsch/PI) und 11 Löffelenten (27.02. KeSt Krümse/WL) wurden gezählt. Der „Einflug“ von Bergenten aus dem Vormonat setzte sich fort, mit max. 4 Ind. am 15.02. im Mühlenberger Loch/HH. Von den Samtenten auf der Kiesgrube in Appen-Etz/PI harrte ein Ind. bis zum 12.02. aus. Ein großer Trupp mit 60 Schellenten wurde am 15.02. auf der Elbe bei Hoopte/WL entdeckt. Während der Rastbestand des Zwergsägers mit max. 38 Ind. am 12.02. auf der Norderelbe/HH das Wintermaximum darstellte, lag die Höchstzahl von 60 Gänsesägern am 21.02. (Außenmühlenteich/HH) auf dem Niveau des Vormonats.

Weiterhin wohl fühlten sich die Rohrdommeln am Öjendorfer See/HH, bis zu 4 Ind. offenbarten sich am 15.02. dem Beobachter. Interessant ist, dass die Maximalzahl von 185 Blässhühnern am 15.02. nicht von dort, sondern der Außenalster/HH stammt. Einen „normalen“ Winterbestand erreichten Lachmöwen mit bis zu 3.075 Ind. am 15.02. im Mühlenberger Loch/HH und Steppenmöwen mit max. 16 Ind. am 19.02. am Hamburger Fischmarkt/HH. Hohltauben erreichten u. a. am 15.02. mit 21 Ind. (Wedeler Marsch/PI) den Hamburger Raum in größerer Zahl. Deutlichen Zuzug gab es auch bei vielen Kurzstreckenziehern unter den Singvögeln, so konnten bis zu 120 Feldlerchen (05.02. Kayhuder Moor/SE), 200 Rotdrosseln (11.02. Duvenstedter Brook/HH), 20 Wiesenpieper (16.02. Achtermoor/HH) sowie jeweils 10 Bergpieper und Bachstelzen (12.02. Fährmannssander Watt/PI) rastend beobachtet werden.

Weiterhin reichlich Nahrung fanden bis zu 300 Bergfinken am 02.02. in Oetjendorf/OD und 400 Erlenzeisige am 04.02. im Achtermoor/HH. Sehr spärlich waren in diesem Winter dagegen die Meldungen von Girlitzen, immerhin 4 Ind. wurden am 17.02. in Billwerder/HH gesehen. Deutlich geringer als im Januar war die Maximalzahl am Grünfinken-Schlafplatz im Neuen Botanischen Garten/HH, mit bis zu 270 Ind. am 05.02. - Grund dafür wird der Abzug in die Brutgebiete sein.

Im Gegensatz dazu stieg die Höchstzahl der am Hamburger Rathaus/HH schlafenden Berghänflinge auf 90 Ind. am 24.02. an und erreichte damit das Maximum im Winter 2016/17.

Seltene Gäste und Brutvögel

Wie schon im Januar rasteten bis zu 3 Kurzschnabelgänse (06.02.) in der Winsener Marsch/WL, 2 Ind. tauchten am 24.02. am Mittlerer Landweg/HH auf. Außergewöhnlich früh und zahlreich waren 7 Kolbenenten am 27.02. auf der Elbe vor Stade/STD sowie 5 Ind. am darauf folgenden Tag auf der Außenalster/HH. Seltener tauchen Eiderenten im Berichtsgebiet auf: Am 04.02. schwamm ein Weibchen auf der Elbe bei Hachedesand/WL sowie am 05.02. bei Maakenwerder Höft/HH und am 16.02. erneut bei Geesthacht/RZ – ob es sich immer um dasselbe Ind. handelte bleibt offen. Nach wenigen Meldungen im bisherigen Winter wurden im Februar gleich 2 Sumpfohreulen beobachtet: Ein Ind. rief (!) am 04.02. bei Laßrönne/WL, ein weiteres rastete am 17.02. kurz bei Bültenkrug/OD. Erfreulich ist auch die Meldung eines balzenden Raufußkauzes am 21.02. in den Harburger Bergen/HH. Wie üblich stieg die Zahl der Seidenschwänze durch Zuzug aus weiter südlich gelegenen Überwinterungsgebieten im Laufe des Monats deutlich an. Die größten Ansammlungen wurden aus Wedel/PI (136 Ind. 05.02.), Farmsen/HH (127 Ind. 20.02.) und dem Neuen Botanischen Garten/HH (100 Ind. 25. u. 27.02.) gemeldet. Auch die Wasseramseln zeigten noch keine Neigung abzuziehen, erneut hielten sich bis zu 2 Ind. am 15.02. am Wohldorfer Mühlenteich/HH auf.

Seltenheiten

Die Ende Januar entdeckte Zwergkanadagans der Unterart minima (und daher sicher nicht aus dem nearktischen Brutgebiet stammmend) wurde am 05.02. erneut in der Wedeler Marsch/PI unter Weißwangengänsen gesehen. Am 12.02. tauchte dann der Vogel des Monats beim Möwen-Brunch am Hamburger Fischmarkt/HH auf: Eine Polarmöwe im 3. Kalenderjahr! Nach einem Ind. im Februar 1983 ist das erst der 2. Nachweis dieser hübschen arktischen Möwenart im Berichtsgebiet. Zur Freude vieler Beobachter war der Vogel den restlichen Februar und bis weit in den März hinein an der Elbe zwischen Fischmarkt und Fischereihafen Altona regelmäßig zu sehen. Wenn auch nicht immer einfach zu finden, entschädigten oft Begegnungen aus geringer Distanz für die längere Suche. Fast genauso ungewöhnlich ist die Beobachtung von gleich 4 Grauammern am 15.02. in der Winsener Marsch/WL. Obwohl es ein ehemaliger Brutvogel ist, gibt es kaum noch zweifelsfreie Meldungen aus den letzten Jahrzehnten und wenn dann eher von Einzelvögeln aus dem späten Frühjahr.

Guido Teenck