September 2017 – die Zugzeit bringt viele Überraschungen

Abzug der Sommervögel

Im September verlassen viele Langstreckenzieher das Berichtsgebiet. Unter den vorerst letzten Meldungen waren einige recht späte.

Los ging es am 02.09. mit zwei Gartengrasmücken (Nincoper Moor/WL), gefolgt von einem Blaukehlchen am 07.09. (Wedeler Marsch/PI). Am 17.09. gab es je einen Schwarzmilan (Wedeler Marsch/PI), eine Wiesenweihe (KeSt Krümse/WL), einen Sumpfrohrsänger (Oberalster/SE) und Trauerschnäpper (Langenhorn/HH). Zwei Grauschnäpper wurden noch am 18.09. in Ahrensburg/OD gesehen sowie 2 Weißstörche am Tag darauf in Todendorf/OD. Am 20.09. wurden letztmalig Austernfischer (Mühlenberger Loch/HH), Mauersegler (Schnelsen/HH), Schilfrohrsänger und Klappergrasmücke gemeldet - die beiden letzteren als Fänglinge in der Reit/HH. Zwei späte Uferschwalben zogen am 21.09. durch die Wedeler Marsch/PI, während am nächsten Tag ein Kuckuck in der Kollauniederung/HH entdeckt wurde. Gleich 4 Gartenrotschwänze rasteten am 23.09. in Othmarschen/HH. Eine Beutelmeise hielt es noch bis zum 25.09. in der Winsener Marsch/WL aus. Am 26.09. jagte ein später Baumfalke im Duvenstedter Brook/HH und in der Reit/HH wurde ein Feldschwirl sowie 5 Teichrohrsänger beringt. Spät dran war auch ein Neuntöter am 29.09. in der Ober-alsterniederung/SE.

Rastgeschehen

In der letzten Septemberdekade begann der Zuzug arktischer Gänse ins Berichtsgebiet. Am 25.09. rasteten bereits 130 Blässgänse an der KeSt Krümse/WL und am 27.09. 800 Weißwangengänse in der Wedeler Marsch/PI. Der Maximalbestand der Graugänse wurde mit 1.600 Ind. am 05.09. (Bishorster Sand/PI) erreicht. Auch bei anderen Anatiden nahmen die Rastzahlen deutlich zu. So wurden bis zu 1.262 Brandgänse am 20.09. sowie 1.670 Stockenten und 432 Löffelenten am 10.09. im Mühlenberger Loch/HH gezählt. Dort sowie an der Hahnöfer Nebenelbe und Hahnöfersand/STD rasteten am 25.09. insgesamt 13.570 Krickenten. Weitere Maximalzahlen gab es am 14.09. mit 225 Schnatterenten (KeSt Krümse/WL) und noch 3 Knäkenten (Mühlensand/HH). 420 Pfeifenten am Hetlinger Schanzteich/PI (23.09.) stellten die größte Ansammlung dieser Art im September dar. Nach nächtlichem Durchzug rasteten am 25.09. 2 Bergenten in der Hahnöfer Nebenelbe/STD und 2 Trauerenten im Mühlenberger Loch/HH. Bereits am 10.09. wurden 3 Gänsesäger im Fährmannssander Watt/PI entdeckt. Auch bei den Lappentauchern machte sich der Zuzug durch steigende Rastzahlen bemerkbar, bis zu 16 Zwergtaucher (14.09. Mühlensand/HH), 74 Haubentaucher (15.09. Hohendeicher See/HH) und 6 Schwarzhalstaucher (29.09. Öjendorfer See/HH) wurden gemeldet. Dort wurden bereits am 22.09. auch die ersten 2 Rohrdommeln der Wintersaison gesichtet. Das Monats-Maximum am Silberreiher-Schlafplatz am Hetlinger Schanzsand/PI wurde am 21.09. mit 177 Ind. erreicht. Einen Tag später konnten 10 Rotmilane an der KeSt Krümse/WL beobachtet werden.

Im September erreicht der Durchzug vieler Watvogelarten seinen Höhepunkt, dieses Jahr fielen dabei noch mehr als sonst die hohen Zahlen im Fährmannssander Watt/PI auf. Durch gute Nahrungsverfügbarkeit angelockt rasteten dort u. a. bis zu 2 Kiebitzregenpfeifer (04. und 23.09.), 200 Goldregenpfeifer (16.09.), 950 Kiebitze (09.09.), 21 Pfuhlschnepfen (19.09. - sehr hohe Zahl!), 60 Kampfläufer (25.09.), 3 Steinwälzer (01.09.), 24 Zwergstrandläufer (19.09. - hohe Zahl) und 150 Alpenstrandläufer (25.09.). Auch die Maximalzahlen weiterer Limikolen-Arten wurden an der Unterelbe erreicht: 10 Dunkle Wasserläufer (18.09. KeSt Wedeler Marsch/PI), 8 Rotschenkel (05.09. Haseldorfer Binnenelbe/PI), 16 Knutts (05.09. Bishorster Sand/PI), 2 Sanderlinge (29.09. KeSt Wedeler Marsch/PI) sowie 120 Bekassinen (28.09. KeSt Wedeler Marsch/PI). Lediglich die meisten Großen Brachvögel wurden weiter elbaufwärts gesichtet: 28 Ind. am 02.09. an der KeSt Krümse/WL.

Durch den ersten Herbststurm elbaufwärts verdriftet wurden 9 Flussseeschwalben und 3 Küstenseeschwalben am 13.09. im Mühlenberger Loch/HH. Aus der gegenüber liegenden Richtung kommen immer mehr Eichelhäher zu uns, bis zu 15 Ind. wurden am 19.09. in Kirchwerder/HH gesehen. Der im September typischerweise starke Rauchschwalben-Durchzug führte zu großen Rastansammlungen mit max. 1.500 Ind am 18.09. in Nienwohld/OD. Schafstelzen erreichten ebenfalls ihr Durchzugsmaximum, auf Artniveau unbestimmt blieben 100 rastende Ind. am 07.09. in der Wedeler Marsch/PI. Am 17.09. versammelten sich dort 84 Bachstelzen am Schlafplatz. Die Meldungen von Fichtenkreuzschnäbeln nahmen ebenfalls weiter zu, mit bis zu 25 Ind. am 18.09. in Kayhude/OD. Auch ein Zeichen für guten Bruterfolg waren 100 Haussperlinge am 02.09. in der Winsener Marsch/WL – diese stammten allerdings aus der näheren Umgebung. Im Laufe des Monats trafen dann die ersten „Wintergäste“ ein: Am 16.09. wurde eine Kornweihe in der Winsener Marsch/WL beobachtet. Am folgenden Tag tauchten ein Bergfink im Duvenstedter Brook/HH und 3 Rotdrosseln in Langenhorn/HH auf. Ein früher Raufußbussard flog am 23.09. in Ahrensburg/OD.

Vogelzug

Der September ist der Hauptdurchzugsmonat vieler Arten, was immer wieder zu erstaunlichen Zug-Beobachtungen führt. Am 02.09. zogen 123 Wespenbussarde über Rahlstedt/HH sowie eine Wiesenweihe über Schnelsen/HH nach S. Aber nicht nur Thermik-Flieger nutzen die Stadt als Wärmeinsel, auch viele Singvogelarten ziehen in breiter Front über Hamburg und ihre Jäger gleich mit, wie je ein Merlin am 12. u. 22.09. über Ottensen/HH und bis zu 23 Sperber (18.09. Boberger Niederung/HH) zeigten. Am 17.09. wurde erstmalig bei der Zugplanbeobachtung am Hamburger Yachthafen/PI eine durchziehende Sumpfohreule beobachtet. Am selben Morgen konnten innerhalb von 3 Stunden 234 Heckenbraunellen gezählt werden. Relativ spät am 21.09. zogen 10 Regenbrachvögel über der Winsener Marsch/WL Richtung Westen. Am 22.09. wurde je ein Fischadler über den Boberger Dünen/HH und in Harksheide/SE gesehen. Ein viel überraschenderer Anblick waren 50 Eiderenten, die am 23.09. über den Duvenstedter Brook/OD nach Westen zogen. Diese Art quert Schleswig-Holstein in einem schmalen Korridor von der Ost- zur Nordsee weiter nördlich und streift daher nur sehr selten den Hamburger Raum. Am selben Tag zogen auch noch 7 Wespenbussarde über den Wohldorfer Wald/HH sowie die erste Heidelerche über Ottensen/HH. Am 25.09. erreichte die erste Kranich-Zugwelle das östliche Berichtsgebiet mit bis zu 1.700 Ind. über Krabbenkamp/OD.

Seltenere Arten

Unter den eintreffenden Gänsen wurde am 12.09. (Golfplatz Treudelberg/HH) und 25.09. (Hummelsee/HH) je eine Kurzschnabelgans entdeckt. Eine Rostgans besuchte am 10. und 20.09. das Mühlenberger Loch/HH. Viel seltener werden Brautenten außerhalb von Haltungen gesehen, die einzige Meldung betrifft ein Ind. am 21.09. im Borsteler Hafen/STD. Wild waren dagegen 9 Kolbenenten am 22.09. auf dem Öjendorfer See/HH, eine selten erreichte Truppgröße und insgesamt ein gutes Jahr für diese Enten-
art im Berichtsgebiet. Am 10.09. wurde der einzige Schwarzstorch des Monats bei Wil-
stedt/OD beobachtet. Stürmischer Westwind verschlug eine Dreizehenmöwe am 13.09. ins Mühlenberger Loch/HH. Endlich gab es mal wieder einen Schleiereulen-Nachweis aus dem Hambuger Norden, am 27.09. rief ein Ind. in Duvenstedt/HH. Sehr früh am 17.09. wurde der erste „Trompetergimpel“ in Tonndorf/HH gehört.

Seltenheiten

Was den Sommermonaten an Highlights fehlte, machte der September mehr als wett. Am 03.09. wurde die bereits seit Ende 2015 anwesende Moorente am Eppendorfer Mühlenteich/HH erneut gemeldet. Sehr viel spektakulärer war das Auftauchen eines Tundra-Goldregenpfeifers am 10.09. im Fährmannssander Watt/PI. Diese erstmalig im Berichtsgebiet nachgewiesene und nicht leicht zu bestimmende sibirsche Art konnte bis zum 29.09. von vielen interessierten Beobachtern studiert werden. Bei starkem Westwind wurde am 13.09. eine diesjährige Weißbart-Seeschwalbe im Mühlenberger Loch/HH entdeckt. Ein weiterer Erstnachweis für Hamburg wäre bei Anerkennung ein Isabellsteinschmätzer, der am 15.09. in der Kollauniederung/HH für Diskussionen sorgte. Nicht ganz so selten werden Rotkehlpieper gemeldet - typischerweise im September. Ein Ind. am 17.09. in der Oberalsterniederung/SE war der einzige bisher in diesem Jahr. Am nächsten Tag tauchte eine Schwarzkopf-Ruderente am Hetlinger Schanzteich/PI auf - ein zukünftig wohl immer seltenerer Anblick, da diese aus Gefangenschaft stammende Art in Groß Britannien erfolgreich „bekämpft“ wurde. Zum Monatsende kamen dann spannende Meldungen aus der Reit/HH. Zunächst zog dort am 25.09. ein Rotfußfalke Richtung SW und am 29.09. wurde dann eine Zwergammer gefangen und beringt. Dies ist ebenfalls der erste gesicherte Nachweis im Berichtsgebiet! Den krönenden Abschluss eines außergewöhnlichen Monats machte ein Gelbbrauen-Laubsänger, der am 30.09. in einem Garten in Schnelsen/HH entdeckt wurde. Diese Art tritt erst seit 2010 alljährlich meist immer in der letzten September-Dekade im Hamburger Raum auf, davor gab es nur eine Handvoll Nachweise.

Guido Teenck