Januar 2018 – das neue Jahr bringt kaum neue Vögel

Im neuen Jahr setzte sich Trend des Dezembers fort. Die für die Jahreszeit sehr milde und nasse Witterung brachte keine besonderen avifaunistischen Ereignisse. Obwohl das unfreundliche Wetter (extrem wenige Sonnenstunden!) bestimmt nicht zur Steigerung der Beobachtungs-Aktivität beigetragen hat, gab es dennoch ein paar bemerkenswerte Meldungen.

Rastgeschehen

Weiterhin dominierten Entenvögel das Rastgeschehen: Max. 130 Höckerschwäne am 28.01. in den Elbmarschen bei Neuendeich/PI bedeuten einen leichten Rückgang gegenüber dem Vormonat. In der Oberalsterniederung/SE rasteten bis zu 56 Singschwäne am 07.01. (leichte Zunahme)  sowie 20 Zwergschwäne am 05.01. (leichte Abnahme). Relativ stabil blieb der Bestand der Kanadagänse mit max. 360 Ind. am 10.01. auf der Pinneberger Geest/PI, darunter ein Ind. mit grünem Halsring aus Holland. Von der „Marschen-Gans“, der Weißwangengans, wurden nur bis zu 8.000 Ind. gemeldet (24.01. Wedeler Marsch/PI). Ein Schwerpunkt-Vorkommen der „Feldgänse“ lag im Bereich des Grünlandes südlich vom Nienwohlder Moor/OD. Dort suchten bis zu 1.000 Saat- und Graugänse (01.01.) sowie 3.000 Blässgänse (27.01.) Nahrung. Letzteres stellt eine hohe Anzahl für das Berichtsgebiet dar. Welche Dimensionen mittlerweile die Zahl der Nilgänse erreicht hat, zeigen bis zu 172 Ind. am 15.01. am Junkernfeldsee/WL. Weiterhin hohe Winterbestände wiesen auch Brandgänse (3.540 Ind.) und Stockenten (1.780 Ind.) am 17.01. im Mühlenberger Loch/HH auf. Ein deutlicher Abzug fand dagegen bei der Krickente statt, nur noch 847 Ind. wurden dort am 17.01. gezählt. In Ermangelung eines echten Winters rasteten am 03.01. noch 16 Spießenten und 19 Löffelenten in der  Wedeler Marsch/PI. Ein leichter Zuzug von Zwergsägern (max. 14 Ind. am 07.01.  Eichholz /WL) und Gänsesägern (72 Ind. 20.01. Billwerder Insel/HH) deutet aber darauf hin, dass es weiter nordöstlich doch kälter ist. Ein seltener Anblick waren auch kleine Wintertupps vom Zwergtaucher, bis zu 7 Ind. suchten am 01.01. an der Ohlsdorfer Schleuse/HH Nahrung.

Der Silberreiher-Schlafplatz am Hetlinger Schanzteich/PI war mit bis zu 56 Ind. am 06.01. noch gut besetzt. Der seltenere „Winter-Reiher“ ist der Graureiher, immerhin wurden max. 34 Ind. am 14.01. am Wolni-See/PI beobachtet. Der Winterbestand der Rohrdommel am Öjendorfer See/HH wuchs auf bis zu 4 Ind. am 08.01. an. Wenige Raufußbussard-Meldungen, schwerpunktmäßig im Südosten des Berichtsgebietes, deuten auf ein schwaches Wintervorkommen hin. Ein gutes Nagerangebot lockte bis zu 14 Mäusebussarde am 06.01. auf einen Getreideacker bei Tangstedt/OD. Die milden Temperaturen sorgten für viele Kranich-Meldungen, bis zu 100 Ind. rasteten  am  09.01. im Kayhuder Moor/OD. Weiterhin hohe Winterbestände gab es auch vom Kiebitz (766 Ind. 04.01. Wedeler Marsch/PI) und Großen Brachvogel (62 Ind. 11.01. Altengamme/HH). Wenig auffällig waren Zwergschnepfen, mit nur einer Meldung am 08.01. (Bishorst/PI). Der Überwinterungstrupp der Alpenstrandläufer in der Wedeler Marsch/PI wuchs bis auf 550 Ind. am 28.01. an. Auf der Außenalster/HH versammelten sich am 19.01. 12.000 Lachmöwen, um dort zu übernachten (?). Im Hafengebiet hielten sich wie gewohnt bis zu 2 Mittelmeermöwen und 24 Steppenmöwen (14.01. Hamburger Fischmarkt/HH) auf. Große Schlafplatzansammlungen der Elster gab es u. a. in Schnelsen/HH (216 Ind. am 16.01.) und bis zu 1.200 Dohlen wurden am 24.01. in Harburg/HH auf ihrem Weg zum Schlafplatz gezählt. Da noch keine Meldungen großer Wacholderdrossel-Trupps aus dem Obstbaugebieten südlich der Elbe vorliegen, waren 500 Ind. am 18.01. in der Wedeler Marsch/PI schon erwähnenswert. Gleich 115 Rotdrosseln nutzten am 19.01. die gute Nahrungsverfügbarkeit durch die HSV-Rasenheizung am Altonaer Volkspark/HH. Das Hauptrastgebiet des Bergpiepers lag weiterhin in den Unterelbmarschen, mit bis zu 8 Ind. am 08.01. in Bishorst/PI. Gimpel scheinen diesen Winter nicht nur in der Stadt auffallend häufig zu sein, gleich 23 Ind. rasteten am 06.01. in Rhen/SE. Niedrig war dagegen die Winterbestand des Girlitzes, mit max. 8 Ind. am 07.01. in Moorburg/HH. Der Grünfinken-Schlafplatz im Neuen Botanischen Garten/HH wuchs auf bis zu 250 Ind. (27.01.) an. Bemerkenswert waren auch 20 Bluthänflinge am 14.01. in Tonndorf/HH, selten werden größere Trupps im städtischen Bereich gesehen. Der Bestand der skandinavischen Schwesterart am Hamburger Rathaus/HH bliebt im Vergleich zum Dezember unverändert, bis zu 80 Berghänflinge (15.01.) fanden sich dort zum Übernachten ein. Das bisher spannendste Ereignis des Winters, der Einflug skandinavischer Birkenzeisige, hielt weiter an: Trupps von bis zu 1.000 Ind. (06.01. Eidelstedt/HH) wurden v. a. in Erlenbeständen fressend gesehen.

Zugbeobachtungen

Echte Zugbewegungen sind im Januar selten, witterungs- und (besonders nach der Sylvesternacht!) störungsbedingte Rastplatzwechsel aber an der Tagesordnung. Unter anderem zogen 850 Bläss-/Saatgänse am 18.01. in mehreren Trupps über das Billetal /RZ gen NW, während 1.300 Ind. am 26.01. das Gebiet Richtung SO überquerten. Auch ziehende Kraniche wurden den ganzen Monat über gemeldet, bis zu 500 Ind. waren es am 02.01. in der Winsener Marsch/WL.

Überwinterungsversuche

Die anhaltend milde Witterung sorgte dafür, dass viele Arten im Hamburger Raum blieben. Zum Beispiel suchte ein Rothalstaucher am 20.01. auf Junkernfeldsee/WL Nahrung. Gleich mehrere Weißstörche wurden aus dem Nordosten des Berichtsgebietes gemeldet, u. a. aus Bargfeld-Stegen/OD. Wie schon im letzten Winter hielten sich nördlich von Hamburg wieder bis zu 2 Rotmilane (30.01. Seebek/SE) auf. Ein Merlin jagte am 09.01. in der Haseldorfer Marsch/PI. Da Waldschnepfen im Winter meistens einzeln auftreten, waren 2 Ind. am 12.01. im Höltigbaum/HH bemerkenswert. Am Neujahrstag wurde ein Flussuferläufer an der Spadenländer Spitze/HH beobachtet. Eine durch stärkere SW-Winde am 04.01. in die Elbe vor Neumühlen/HH verdriftete Zwergmöwe flog wieder Richtung Nordsee. Ein seltener Anblick im Winter sind auch Heringsmöwen, gleich mehrere Ind. wurden gemeldet, z. B. ein Altvogel am 01.01. aus dem Fischereihafen Altona/HH – bei allen Beobachtungen wäre eine Altersangabe wünschenswert.

In kleiner Zahl harrten Feldlerchen (bis zu 2 Ind. 26.01. bei Overdamm/WL), Zilpzalpe (z. B. 28.01. Schenefeld/PI), Mönchsgrasmücken (u. a. der regelmäßige Futterhaus-Besucher in Wellingsbüttel/HH), Sommergoldhähnchen (1 Ind. 20.01. Hammer Park/HH; 22.01. Hirschpark/HH), Singdrosseln (z. B. 2 Ind. 15.01. Moorburg/HH), Schwarzkehlchen (bis zu 2 Ind. u. a. 19.01. Friesenwerder Moor/WL) und Hausrotschwänze (1 Ind. 02.01. Volkspark/HH; 07.01. Moorburg/HH) im Berichtsgebiet aus. Ein auch für diesen milden Winter sehr großer Wiesenpieper-Trupp mit 28 Ind. flog am 28.01. bei Neuendeich/PI. Auch Gebirgsstelzen blieben in größerer Zahl, z. B. 2 Ind. am 14.01. in Holmerberg/PI. Gleiches gilt für die Bachstelze, max. 5 Ind. wurden am 06.01. in der Wedeler Marsch/PI beobachtet, und die Rohrammer, mit bis zu 4 Ind. am 26.01. in der Winsener Marsch/WL.

Brutzeit

Einige Arten beginnen unabhängig von der Witterung bereits im Winter mit dem Balz- und Brutgeschäft. Zum Beispiel „sangen“ am 08.01. 3 Hohltauben im Wohldorfer Wald/HH. Eine Schleiereule, die am 22.01. in der Wedeler Marsch/PI beobachtet wurde, wird hoffentlich in der Gegend brüten. Gleich 3 Uhus riefen am 23.01. in Haseldorf/PI, eine weitere Zunahme dieser Eulenart scheint möglich zu sein. Da Fichtenkreuzschnäbel - egal zu welcher Jahreszeit - immer brutverdächtig sind, sollte in geeigneten Habitaten besonders auf diese Art geachtet werden, z. B. wurden 30 Ind. am 23.01. im Niendorfer Gehege/HH gesichtet.

Seltenere Gäste

Die Serie regelmäßiger Rostgans-Meldungen hielt mit 1 Ind. am 27.01. (Junkernfeldsee/WL) an. Die altbekannte Moorente vom Eppendorfer Mühlenteich tauchte ab dem 20.01. mal wieder auf dem Isebekkanal/HH in Eimsbüttel auf. Ein sehr seltener Wintergast ist die Eiderente, 1 Männchen schwamm am  21.01. auf der Elbe vor Teufelsbrück/HH. Ebenfalls sehr farbenfroh und noch viel überraschender war der Nachweis eines Wiedehopfs am 05.01. in Hoisbüttel/OD, in den letzten Jahren gab es immer mal wieder einzelne Überwinterungsversuche dieser Art in Mitteleuropa. Wenn auch invasionsartig, machte sich der Heimzug der Seidenschwänze ab 20.01. deutlich bemerkbar. Bis zu 12 Ind. (30.01. Eidelstedt/HH) wurden beobachtet. Die vielleicht außergewöhnlichste Meldung kam am 08.01. aus Poppenbüttel/HH: Dort besucht seit Dezember ein Hirtenmaina eine Futterstelle im Garten. Das ist die erste Beobachtung dieses Gefangenschaftsflüchtlings aus dem Berichtsgebiet.

Guido Teenck