Payne, Robert B. (2005): The Cuckoos.  - Oxford University Press, Oxford, New York, ISBN 0-19-850213-3, 618 Seiten, 20 Farbtafeln (Zeichnungen und Fotos), zahlreiche Schwarzweiß-Zeichnungen, Tabellen, Grafiken, Sonagramme und Verbreitungskarten, Geb. 19 x 25 cm., -   £ 95,- (ca. 140 €)

Wie viele wichtige Informationen und erstaunliche Details die Kuckucke bieten, zeigt das neue Standardwerk, der 15. Band der OUP-Serie „Bird Families of the World“, über die Familie der Kuckucke „Cuculidae“. Es behandelt insgesamt weltweit 141 Arten (!) sowie allgemeine Fragen und die gesamte Bandbreite ihres Brutverhaltens. Der Autor Robert Payne gilt als Kenner der Materie, und die Zusammenarbeit mit dem Molekularbiologen M. D. Sorenson führte zu neuen Erkenntnissen der Verwandtschaft und Artengliederung. Man darf Überraschungen erwarten und wird nicht enttäuscht!

Das Buch gliedert sich in den allgemeinen Teil I mit 152 Seiten und den speziellen Teil II mit den Artkapiteln über 349 Seiten, dazwischen die 20 Farbtafeln. - Ein eng gedrucktes, Seitenstarkes Werk, nicht nur wegen der Artenzahl, sondern auch wegen der übergreifenden Themen und Fragen!

 

Im Part I finden sich die Beschreibung der Kuckucke und ihre Gliederung, Ausführungen zu Verbreitung, Lebensraum und Verhalten, Nahrungsuche, Feinde, Brut und Zug, die Morphologie mit Vergleichen körperbaulicher Anpassungen (Graphiken, Tabellen, Schwarzweiß-Illustrationen) und Hinweisen zu Evolution und Phylogenie (unter molekular-genetischen Aspekten). - Bei der Definition des Artbegriffs kommen die Stimmanalysen des Autors zur Geltung (Sonagramme), als wesentliche Grundlage für seine neue Gliederung der Familie. - Brutbiologie, gemeinschaftliches Brüten und Brutparasitismus (sowie die Entstehung dieses Verhaltens) werden ausführlich abgehandelt. - Die eingestreuten Schwarzweiß-Zeichnungen von John Megahan sind anschaulich, gelungen und überzeugen! - Von großem Wert sind Ausführungen zum Stammbaum und zur Verwandtschaft innerhalb der Gruppen, die auf neuesten Erkenntnissen der Molekularbiologie und der Stimmanalysen fußen. Damit ist es eine moderne Zusammenfassung des Wissensstands mit bislang nicht veröffentlichten Einzelheiten.

 

Eine Schwachstelle bilden die Farbtafeln, insbesondere die 16 Vogeltafeln von Karen Klitz, jeweils 5-18 Arten, ungenau und oft unglücklich (Ich bevorzuge „feldornithologische“ Genauigkeit anstelle von Feinheiten der Umgebung!). - Eine hübsche Eiertafel: Südafrikanische  Kuckucke und ihre Wirte, Tafel 18: mit 6 willkürlich zusammen gestellten Vogelfotos (die besser in den Text integriert worden wären); Tafel 19: Variationsbreite der Eier des Textorwebers (Ploceus cucullatus); Tafel 20 mit 12 Farbfotos von faszinierenden Rachenzeichnungen der Nestlinge verschiedener Kuckucke.

 

Part II mit den Artkapiteln, jeweils eine bis knapp 10 Seiten, behandelt einheitlich gegliedert: Namen, Beschreibung, Maße und Gewichte, Feldkennzeichen, Stimme, Verbreitung (Verbreitungskarten erscheinen oft grob) und Status, Habitat und Lebensweise, Nahrung und Brutverhalten. - So lassen sich die Arten gut vergleichen. Relevante Informationen werden problemlos gefunden. - Erfreulich: Einzelheiten zu vielen hierzulande weitgehend unbekannten Formen. - Abschließend Glossar, Bibliographie, etwa 2.200 Einträge, darunter viele deutschsprachige, und Index.

 

Der Preis erscheint hoch. In Deutschland müsste man mit fast 140,- € rechnen - für eine Gruppenmonographie der Kuckucke?!  -  Doch zweifellos wird der Text hohen Ansprüchen gerecht, für Wissenschaftler, Hobby-Vogelkundler und Beobachter. Wertvolle Aufmachung und klare, übersichtliche Gliederung laden zum Blättern ein! - Wer sich für diese charismatische Vogelfamilie interessiert, wird an dem neuen Standardwerk nicht vorbei kommen.

 

Volker Konrad